Test: Zynaptiq Adaptiverb

Es ist für uns immer besonders spannend, wenn Hersteller etwas auf den Markt bringen, was es vorher so nicht gab. Und bei der recht jungen Firma Zynaptiq könnte man fast schon von einer ‚Innovationsgarantie‘ neu vorgestellter Produkte sprechen. Adaptiverb heißt das frisch veröffentlichte Werk, und auch in diesem Programmiercode geistern unheimliche Technologien. Alleine deswegen, lohnt sich ein Weiterlesen. Bei Adaptiverb hat sich Zynaptiq mit dem Thema künstlicher Nachverhallung beschäftigt. Das Plug-In besteht aus drei Kernprozessen, die auch einzeln angewendet werden können. Miteinander verschaltet entsteht jedoch ein ganz besonderer Hallprozessor, dessen Frequenzstruktur sich beispielsweise an das Quellsignal kontinuierlich anpassen kann. Dafür analysiert dann der Similarity-Algorithmus das Eingangssignal und den generierten Nachhall und untersucht auf spektrale Ähnlichkeiten. Daraus wird eine komplexe Filterkurve ableitet und angewendet, die sich ständig aktualisiert. Beispielsweise können in langen Hallfahnen entstehende Dissonanzen durch Harmoniewechsel damit unterbunden werden. Adaptiverb bietet aber noch viele andere ungewöhnliche Bearbeitungsmöglichkeiten.

Mit Adaptiverb erzeugte Räume und Hallfahnen können sich also automatisch ‚unauffällig‘ verhalten. Umgekehrt, können mit ihm durch eine Resynthese und durch Filterprozesse auch sphärische Hallspektren erzeugt werden, die alles andere, nur nicht unauffällig sein wollen. Auch können mit Adaptiverb ganz neue Soundsphären kreiert werden, die mit dem Originalsignal gar nichts mehr zu tun haben und es nur nutzen, um Prozesse anzuregen. In dieser Anwendung könnte man schon vom ‚virtuellen Hall-Instrument‘ sprechen. Vor den unterschiedlichen Filterprozessen am Ausgang stehen algorithmische Prozesse bereit, um ein Eingangssignal zu ‚verlängern‘. Dazu zählt auch ein Reverb-Prozessor, der diffusen Nachhall produziert. Erstreflexionen – in der Realität normalerweise in Räumen vorkommend – werden jedoch ausgeklammert. Man möchte große Sphären schaffen, die einen Klang umhüllen, ausschmücken, erweitern – oder eben auch durch Adaptiverb erst erschaffen werden. Die normalste Form Raum oder Nachhall in Adaptiverb zu erzeugen ist der enthaltene Allpass-Hallmodus, mit welchem auf klassische Weise diffuse Hallfahnen über Phasenverschiebungsfilter umgesetzt werden. Des Weiteren enthält der Reverb-Prozess zwei unterschiedliche Programme, die in einer 3D Raumsimulationen mit Raytracing Reflexionsmuster erzeugen, um Nachhall zu generieren. Vor dem Reverb-Prozessor steht noch ein ‚Bionic Sustain Resynthesizer‘, mit dem unter anderem auf das harmonische Obertonspektrum Einfluss genommen werden kann, und welcher harmonische Partialtöne nachschwingen lassen kann, um Eingangssignale zu verlängern. Ja, die enthaltenen Prozesse sind eigenartig, wie eingangs versprochen. Verschaffen wir uns am besten zunächst einen Überblick.