Test: Warm Audio WA73-EQ

War es nicht nur eine Frage der Zeit, bis wir vom US-Hersteller Warm Audio den nächsten Studioklassiker in Neuauflage sehen könnten? Diesmal handelt es sich um den Nachbau eines Neve 1073 Mischpultkanalmoduls, der zu den beliebtesten und meistkopierten Mikrofonvorverstärkern gehört. Seit den 1990er Jahren gibt es 1073 Nachbauten von Herstellern in verschiedensten Preiskategorien als 19 Zoll Gerät oder als 500er Modul. Da die von uns bisher getesteten Warm Audio Geräte auf dem Prüfstand immer gut und mit einem hervorragenden Preis/Leistungsverhältnis abschneiden konnten, war die Erwartungshaltung an ‚den nächsten‘ Klon hoch und wir von der Redaktion waren auch neugierig, wie Warm Audio einen solchen Vorverstärker umsetzt. Der WA73-EQ verfolgt einen eigenständigen Ansatz, der sich von schon existierenden 1073 Preamps klangästhetisch absetzen soll: Man hat sich ausgiebig mit den frühen 1073 Modulen und darin enthaltenen Marinair-Übertragern beschäftigt. Wir hatten Gelegenheit eines der ersten in Deutschland verfügbaren einkanaligen WA73-EQ Geräte vom deutschen Vertriebspartner Mega Audio für den Test zu bekommen. Gleichzeitig stellt Warm Audio eine Zweikanal-Variante WA273-EQ sowie zwei Versionen ohne Equalizer auf den Markt.

Analoge Geräteklassiker authentisch, qualitativ möglichst gleichwertig und dabei noch zu einem günstigen Preis herzustellen und ist kein leichtes Unterfangen. Erschwerend kommt bei solchem Vintage-Equipment noch hinzu, dass es verschiedene Versionen und Revisionen gibt, von denen man sich als Hersteller im Vorfeld eine aussuchen muss. Um einen möglichst großen Kundenkreis anzusprechen und im besten Fall eine Nische zu besetzen, spielt dabei der Geschmack der Kundschaft eine Rolle. Welches Modell der Vergangenheit wird den Erwartungen an das Original am ehesten gerecht, und dies stellt einen Hersteller zunächst vor die Problematik, wie denn überhaupt ein solcher Klassiker zu klingen habe. Zur Entstehungs- und Produktionszeit der Neve Mischpultmodule, wie dem Modell 1073, waren auch bei gleichem Schaltplan stets verschiedene Komponenten in den Kassetten verbaut worden, im Prinzip immer das, was die verschiedenen Zulieferer gerade auf Lager hatten, sodass in der Serie (sofern man in den 1970er Jahren überhaupt von einer ‚Serienproduktion‘ nach heutigen Maßstäben sprechen kann), wenn überhaupt, nur wenige Module fortlaufend identisch bestückt werden konnten. Insbesondere zum 1073 finden sich in Foren etliche Diskussionen über den ‚besten‘ Neve-Sound. Ein sehr eindeutiger Hinweis in Bezug auf den Klangunterschied findet sich in den damals von Neve verbauten Spulenübertragern im 1073, die anfänglich nur von der Firma Marinair und später dann auch von der Firma St. Ives (heute Carnhill) zugeliefert wurden. Die Charakteristik der Übertrager ist auch nach Aussage Rupert Neves ‚der Schlüssel‘ zum Klang seiner legendären Vorverstärker, wobei auch das diskret aufgebaute, zweistufige Class A Verstärkerschaltungsdesign einen Teil dazu beiträgt. Spulenübertrager fügen einem Signal subharmonische und harmonische Frequenzen hinzu und können darüber hinaus gleichzeitig ein Eingangssignal sättigen, dessen Spitzenpegel auf besondere Art gütig begrenzen. Und hier beschreitet Warm Audio in seiner WA73 Produktfamilie eigene Wege.