Test: Vertigo Sound VSC-3

Vor gut zehn Jahren testeten wir den VSC-2 Kompressor (das ist wirklich schon so lange her). Vertigo Sound präsentierte sich damals als neue, junge Marke, die gerade im Begriff war, für sich ein sonniges Plätzchen im Markt zu ergattern. Inzwischen ist Vertigo Sound als Teil der Mustang Sound GmbH eine tatsächlich weltweit anerkannte Größe. Viele bekannte Toningenieure und Studios schwören heute auf die Entwicklungen von Andy Eschenwecker, Firmenchef und Mastermind, dem kein Aufwand zu groß ist, um Geräte mit herausragender Qualität zum Leben zu erwecken. Der VSC-2, das Erstlingswerk des ehrgeizigen Perfektionisten, war eine Ode an die VCA-basierten Kompressoren der 70er und 80er Jahre. Der spannungsgesteuerte Verstärker (VCA – Voltage Controlled Amplifier) begegnete mir erstmals in den 70ern als Basis von Mischpultautomationssystemen. Damals standen VCAs durchaus im Verdacht, das Audiosignal zu degradieren. Wenn ich allerdings daran denke, wie geil eine analoge, VCA-automatisierte MCI JH-500 Konsole damals klang, kann das nicht für die gesamte VCA-Technologie gegolten haben. Kompressoren wie der dbx 160, der SSL Bus Compressor, der Shadows Hills Compressor (ein optischer gefolgt von einem VCA-Kompressor), der Barth U 311 oder auch der API 2500 gehören zu den Prominenten oder Klassikern dieses Genres. Andy Eschenwecker bediente sich natürlich nicht im Standard-Elektronikladen, sondern entwickelte einen eigenen VCA mit der Typenbezeichnung ‚1979‘, diskret aufgebaut aus rund sechzig Einzelkomponenten.

Da man sich vielleicht doch nicht auf einen zehn Jahre alten Testbericht beziehen sollte, wollen wir uns auch im Detail mit dem VSC-3 beschäftigen. Um es vereinfacht zu sagen, ist der Nachfolger des VSC-2 kein vollkommen neues Gerät, sondern ein ‚technisches Upgrade‘, was in erster Linie deshalb auf den Markt kommt, weil die optisch den VSC-2 bestimmenden Sifam-VU-Instrumente nicht mehr verfügbar sind. Einfach ein Gerät mit einer anderen Metering-Lösung zu präsentieren, war Andy Eschenwecker allerdings ein wenig ‚zu billig‘ und so dachte er über eine Art ‚besseren VSC-2‘ nach. Das Sifam-Werk, in dem die ganz hochwertigen Messinstrumente gefertigt wurden, stellte seinen Betrieb in 2014 ein, obwohl die Firma weiterhin existiert und Zeigerinstrumente aller Art anbietet. Andy Eschenwecker konnte durch einen Großeinkauf noch drei Jahre bis Ende 2017 überbrücken, doch dann gingen die Lichter für den VSC-2 aus. Es gab zwar einen optisch gleichwertigen VU-Meter-Ersatztypen aus Taiwan für rund sieben Dollar (das Sifam-Meter aus dem VSC-2 hatte 100 Dollar gekostet), der technisch so einigermaßen in Ordnung ist, aber den Ansprüchen an die Präzision nicht genügte. Andy Eschenwecker hätte ein solches Instrument daher als ‚Downgrade‘ für sein Produkt empfunden. Keine Option für jemanden, der für technisch kompromisslose Qualität immer dahin geht, wo es wehtut.