Test: UAD Capitol Chambers

Als Magazin haben wir kaum eine Chance, im Plug-In-Markt wirklich am Ball zu bleiben. Zu groß ist die Vielfalt an großen, kleinen und Kleinstunternehmen, die mit zahllosen Plug-Ins aller Qualitäts- und Preisklassen um ihre Positionen im Markt kämpfen. Wir haben daher meist nur die Möglichkeit, wenigstens die Großen der Branche zu begleiten und immer mal wieder zu versuchen, Highlights herauszugreifen. Ein solches Highlight deutete sich bereits Mitte des letzten Jahres bei Universal Audio mit dem Hall-Plug-In ‚Capitol Chambers‘ an. Eine Emulation von realen Räumen? Nach ‚Ocean Way Studios‘ das zweite Produkt in dieser Kategorie. Und da das erste ein absoluter Erfolg war, sind wir sehr gespannt, wie es beim zweiten so läuft…

Das Plug-In Capitol Chambers soll es den Anwender ermöglichen, die legendären Hallräume der Capitol Studios in Kalifornien nutzen zu können. Etwas, das bisher nur den wenigen Personen vergönnt war, die vor Ort aufnehmen durften. Und so nimmt Universal Audio wieder einmal ein bisschen das Elitäre aus der alten Tonwelt und ermöglicht es allen, daran zu partizipieren. Doch bevor wir uns das Plug-In genau anschauen, lohnt sich ein Blick auf das Vorbild.

Als das Gebäude von Capitol Records mit den darin befindlichen Capitol Studios Mitte der 1950er Jahre gebaut wurde, waren Hallräume die zu dieser Zeit am weitesten verbreitete Möglichkeit, additiven Nachhall zu generieren. Aus diesem Grund plante man, für die vier Regien der Studios, vier solche Räume im Kellergeschoss des Gebäudes mit ein. Die Räume sind trapezförmig (Abbildung 1). Im engen Teil stehen die Lautsprecher, sie können nicht verändert werden. Im hinteren, weiten Teil stehen typischerweise die Mikrofone. Die Planung übernahm das Multitalent Les Paul, der die Räume wie Stücke einer halben Torte anordnete. Alle vier Räume sind sehr ähnlich und unterscheiden sich vornehmlich durch das darin befindliche Equipment. Nachdem die Capitol Studios in Betrieb gegangen waren, stellte man relativ schnell fest, dass vier Hallräume nicht genügten und es häufig Probleme mit der Verfügbarkeit gab. Aus diesem Grund wurde entschieden, den Boden der Tiefgarage noch einmal auszuheben und vier weitere, ebenfalls weitestgehend gleichartige, Räume hinzuzufügen. Alle acht Räume sind bis heute in Betrieb und werden, nach Aussage der Studiobetreiber, permanent genutzt.