Test: SPL Passeq Mastering Equalizer

Sie gestatten mir das kleine Wortspiel mit ‚Passiv‘ und ‚Perfekt‘ aus der deutschen Grammatik in der Headline, denn die Doppelbedeutung passt wunderbar ins Bild. Der neue Passeq, der je nach Farbgebung die Bezeichnung ‚Modell 1650‘ (schwarz) oder ‚Modell 1654‘ (rot) trägt, ist eine Überarbeitung des Ur-Passeq, der anno 2006 auf den Markt kam. Sein passives Design konnte die Fachwelt schon damals begeistern und so ist der Passeq aus der Gegenwart wirklich eine Vollendung dieses uralten und dennoch stets neuen Konzeptes eines passiven Filterdesigns. Als ‚Prototyp‘ eines passiven Filters gilt auch heute noch der Pultec, doch hat SPLs Beitrag zu diesem Thema längst selbst den Status eines Klassikers erworben. Der Passeq 2018 gehört zu den mächtigsten passiven Filterdesigns, die uns der Markt seit der Erstauflage bietet, jedoch nutzt er wie sein Vorgänger anstelle einer Röhren-Aufholverstärkerstufe die von SPL mittlerweile in vielen Geräten erfolgreich und qualitätsbestimmend verbaute 120 Volt Verstärkertechnik, die dereinst SPL-Chefentwickler Wolfgang Neumann für die erste SPL-Mastering-Konsole erdacht hatte und die aktuell von SPL-Entwickler Sebastian Neu in Hinblick auf thermisches Verhalten und Spezifikationen in der 5. Generation noch einmal optimiert wurde.

Mastering als finale Stufe des Produktionsprozesses war im Laufe der Jahre einem massiven Bedeutungswandel unterworfen. In den Pionierjahren, als man den Begriff ‚Mastering‘ noch gar nicht kannte, war der Überspiel-Ingenieur die letzte Instanz, jedoch war sein Tun mehrheitlich darauf gerichtet, das Master-Tape optimal auf den Vinyl-Tonträger zu übertragen. Der Schallplattenschnitt gilt auch heute noch im Zuge der Wiederauferstehung der schwarzen Scheibe als kunstvolles, goldenes Handwerk, das nur wenige beherrschen. Gestalterische Eingriffe waren damals fast ausschließlich auf den technischen Prozess fokussiert. Erst in den Folgejahren begannen Mastering-Ingenieure auch kreativ-künstlerisch einzugreifen und zu gestalten, was heute als unverzichtbar gilt. Im streng verstandenen Sinne ist Mastering ein geringfügiger, aber bedeutungsvoller Eingriff in den Klang und die Dynamik einer hervorragenden Mischung, um ein bereits hochwertiges Ergebnis final zu inszenieren. Der Alltag eines Mastering-Ingenieurs sieht jedoch oft anders aus. Anstelle einiger künstlerischer Pinselstriche ist ein fundamentaler Eingriff in die Mischung tägliche Praxis, was letztlich mehr einer Rettung als einer Inszenierung gleichkommt. Die Demokratisierung der Studiotechnik durch den Computer ermächtigt heute prinzipiell jeden, selbst Musik zu produzieren und das Mastering-Studio ist, natürlich nicht immer, aber eben häufig genug, die letzte Chance, das Produkt zumindest halbwegs auf ein professionelles Niveau zu heben. Schlechte Abhörbedingungen, mangelnde Erfahrung oder schlichtweg auch fehlende Begabung lassen den Mastering-Prozess zu einem unverzichtbaren Teil der Produktion werden, der inzwischen auch in die Stem- oder sogar DAW-Projektebene getragen wird, was den Mastering-Ingenieur partiell zum Misch-Ingenieur macht. Wie wir eine solche Entwicklung bewerten, soll hier nicht das Thema sein. Mastering-Ingenieure haben schließlich als sehr kleine Bevölkerungsgruppe auch eine Leiche im Keller, die gemeinhin als ‚Loudness War‘ bekannt geworden ist. Spätere Generationen werden sich fragen, was uns getrieben hat, Musik systematisch zu zerstören, fehlgeleitet von der Auffassung, dass ‚laut‘ und ‚lauter‘ mit ‚gut‘ oder ‚besser‘ gleichzusetzen wäre. Warum ich hier so ausführlich über Mastering referiere, hat natürlich eigentlich einen anderen Grund. Was bei SPL mit der Entwicklung der ersten Mastering-Konsole MMC1 in 120 Volt Technik begann, lässt sich inzwischen wie ein roter Faden im Produktportfolio verfolgen. SPL ist de facto der Lieferant des größten analogen Mastering-Geräte-Angebotes weltweit, was sich aktuell an zahlreichen Neuvorstellungen festmachen lässt. Der PQ Mastering-Equalizer, der Iron Mastering-Tube-Kompressor, die neue DMC Mastering Konsole, der MC16 Mehrkanal-Abhör-Controller, der Phonitor 2 Kopfhörerverstärker/Monitor-Controller und schließlich der Passeq Mastering Equalizer deuten darauf hin, dass SPL genau diesen Weg ‚mit voller Absicht‘ beschreitet. Angekündigt wurden außerdem ein Mastering-Insert-Router, ein Mastering M/S-Prozessor und ein 32 Bit DAC mit bis zu 768 kHz Abtastrate. Wenn man sich all diese Geräte anschaut und in Kombination betrachtet, entsteht hier gerade eine vollständige, konsequent aufgebaute analoge Mastering-Kette, die ihresgleichen sucht. Marktstrategisch betrachtet kommt dieses mächtige Paket genau zur richtigen Zeit, denn kein anderer Hersteller ist derzeit in der Lage, so ‚fett‘ abzuliefern. Auch Mastering kann heute jeder, der einen Laptop besitzt, einmal abgesehen von der Frage, ob derjenige sein Metier auch wirklich beherrscht. Die analoge Individualität und der Wunsch größerer Mastering-Studios, sich mit hochwertigster Analogtechnik von der Masse abzusetzen, werden von SPL in einzigartiger Weise bedient. Analog ist nachhaltig und prinzipiell kompatibel zu allen Technologien, die da noch kommen mögen.