Test: Softube Weiss DS1-MK3 Plug-In

Der Markt an Plug-In-Emulationen von bekannten Analogklassikern scheint seit Jahren zu wachsen, zumindest wird das angebotene Portfolio stetig größer. Nun sind die bekanntesten Klassiker nicht nur einmal, sondern zum Teil unzählige Male emuliert und simuliert worden. Man fragt sich manchmal, wie viele 1176artige die Welt wohl noch brauchen wird. Auf jeden Fall wünscht man sich mehr Abwechslung, denn es gibt schließlich noch genug Hardware mit exzellentem Sound, die bisher ein Nischendasein führt. Und es müssen natürlich auch nicht immer analoge Geräte sein, schließlich gab und gibt es auch hervorragende Digitalgeräte aus den letzten drei Jahrzehnten. Ihr Schicksal ist dabei tragisch, denn ohne eine Übernahme in einer modernen Form, sprich als Plug-In, werden sie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vielleicht aussterben. Digitale Systeme aus den 90er Jahren sind in vielen Fällen nicht reparabel, wenn sie einmal ausfallen.

Denn selbst, wenn die entsprechenden Chips noch zu bekommen sind, muss sie jemand programmieren und dies scheitert auch bei bestem Willen manchmal an einfachen Dingen, wie zum Beispiel den entsprechenden Programmieradaptern. Nun ist der Kandidat, mit dem wir es diesmal zu tun haben, zwar noch erhältlich, dennoch ist es eine wunderbare Entwicklung zu sehen, dass auch herausragende Digitalgeräte die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Im ersten Moment klingt es skurril, dass man ein digitales System nachbauen muss, aber leider ist auch die digitale Welt nicht so einfach, dass man einfach Funktionsinhalte auf eine neue Plattform kopieren könnte. Vor allem beim Programmieren von digitalen Signalprozessoren (DSPs) wurde in der Vergangenheit oft sehr viel 'handmassiert'. Das heißt, dass der eigentliche Rechenalgorithmus gar nicht direkt, als abstraktes Gebilde vorliegt, sondern hart in einen bestimmten Prozessor hinein entwickelt wurde. Dabei arbeitet man direkt mit den zur Verfügung stehenden Beschleunigungsstufen der Chips und versucht so viel Leistung wie möglich heraus zu bekommen. Leistung war in den 1990er Jahren ein seltenes Gut und so musste jede Möglichkeit dazu genutzt werden. Ein auf diese Art entstandener Code ist jedoch nicht direkt kompatibel zu irgendeiner anderen Plattform. Er kann nur sehr schwer wiederverwertet werden und läuft nur auf dem ursprünglichen System. Möchte man also eine zeitgemäße Variante davon haben, so kann man sie zum Beispiel funktional nachbauen oder den Prozessor selbst nachbilden und den Code darauf laufen lassen. Fast so, als wäre das Gerät ein bisschen analog (Circuit-Modeling, bei der die Schaltung und nicht die Funktion nachgebaut wird). Am Ende hat man modernen Code, der zum Teil auf dem alten basiert und funktional extrem nah am Original sein kann. Ob das beim Softube Weiss DS1-MK3 gelungen ist, werden wir nun herausfinden. Um das Plug-In mit seinem Vorbild vergleichen zu können, hat uns Andreas Balaskas vom Masterlab Masteringstudio freundlicherweise seinen DS1 mit Mk3 Mainboard ausgeliehen. Es konnte also munter verglichen werden.