Test: Mathew Lane DrMS V5

Der in Belgien geborene Mathijs Indesteege agiert als Mastering-Ingenieur und Produktentwickler/Berater unter dem Pseudonym Mathew Lane. Nach seinem Studium an der Universität in Leuven schloss er ein weiteres Studium am Musikkonservatorium in Ghent an, das er als ‚Master in Music – Music Producer‘ abschloss. 2008 stellte er die erste Version seines Spatial Processing Plug-Ins DrMS (gesprochen Doctor MS) vor, das sich schnell vom Geheimtipp zu einem von vielen Ton- und Mastering-Ingenieuren geschätzten Werkzeug einer ganz speziellen Bearbeitung von Stereo-Signalen entwickelte. 2016 erhielt DrMS nicht nur einen ‚kleinen Plug-In-Bruder‘ namens StereoDelta, sondern es wurde auch eine rein analoge Hardware-Version auf Technologiebasis des Plug-Ins vorgestellt, die selbst das im Plug-In integrierte Delay analog erzeugt: OnTheMoon Spacecraft – für alle, die ausschließlich auf der analogen Ebene arbeiten wollen. Über seine Mastering- und Entwickler-Aktivitäten hinaus arbeitet Mathijs als Verkaufsleiter und Support-Ingenieur für Joystick Audio, ein in Benelux und Frankreich aktives Vertriebsunternehmen. Aber damit nicht genug – Mathijs ist auch seit vielen Jahren als DJ unterwegs. Ich entdeckte das Plug-In, so muss ich zu meiner Schande gestehen, erst vor kurzem, als mir mein Redaktionskollege Friedemann Kootz eine Pressemeldung zur neuen DrMS Version 5 kommentarlos übermittelte und schrieb gleich eine passende Pressemeldung dazu, die Sie im Nachrichtenteil dieser Ausgabe finden können. Nach dem Besuch der Website war mir sofort klar, dass ich dieses Plug-In testen muss, und warum bis zur nächsten Ausgabe warten? Also Testlizenz anfordern und ran an den Speck!

Dass eine in den 50er Jahren als Mikrofon-Aufnahmeverfahren entwickelte Technologie sich heute so großer Beliebtheit erfreut, sollte uns eigentlich nicht wundern, denn schließlich schnalzt die Audiogemeinde angesichts vieler Errungenschaften aus den Pioniertagen der Aufnahmetechnik mit der Zunge, egal ob es nun originale oder nachentwickelte analoge Hardware-Geräte oder Mikrofonklassiker sind, die ob ihres besonderen Klangs euphorisch gefeiert werden. Vielmehr noch lebt ein ganzer Software-Industriezweig sehr erfolgreich davon, analoge Klassiker aus der mehr oder weniger grauen Vergangenheit der Studiotechnik als digitale Plug-In-Emulationen anzubieten, unter dem Applaus der DAW-Jünger unserer Tage. Die in diesem Beitrag untergebrachte Info-Box ‚M/S-Grundlagen‘ skizziert, wie ein Mikrofonaufnahmeverfahren mit Niere/Kugel (M) und um 90 Grad gedrehter Acht (S) die Stereoaufnahmetechnik revolutionierte und uns heute in einer ‚mathematischen‘ Umsetzung als spezielle Bearbeitungsmethode erweiterte Möglichkeiten der Manipulation eines Stereosignals offeriert, als dies mit dem ‚normalen‘ L/R-Stereosignal möglich wäre. Da M/S auch ohne die Grundlage der gleichnamigen Mikrofonaufnahmetechnik generiert werden kann, beinhalten heute viele Geräte und Plug-Ins eine M/S-Matrix, die es ermöglicht, die ‚technisch‘ erzeugten M- und S-Kanäle separat mit Kompressor oder EQ zu bearbeiten und nicht nur deren Pegelverhältnis zu verändern. Mittlerweile gibt es ein recht großes Angebot von M/S-Prozessoren auf analoger und digitaler Ebene, in deren Fußstapfen sich das DrMS-Plug-In begeben hat, allerdings mit einer erweiterten Funktionalität, die man so nicht an jeder Häuserecke finden kann.