Test: Manultec MT-E.8012 Orca Bay

Es gibt Geräte, die sich nicht beschreiben lassen, ohne eine Geschichte zu erzählen. Dies gilt auch für den vorliegenden Titeltest des Erstlingswerks einer noch ganz jungen Firma, die von zwei sehr sympathischen Zeitgenossen und Leidenschaftstätern gegründet wurde, mit klarem Blick auf etwas Nachhaltiges, Besonderes, in einem Markt, der zunehmend durch schnelle Wechsel, kurze Produktzyklen, mehr Reparatur als Gestaltung und leicht flüchtige Softwareprodukte bestimmt wird. Manu Schlindwein und Phil Kullmann lernten sich 2012 bei einer Fernsehproduktion kennen – The Voice of Germany – Phil als Operator und Perkussionist, Manu mischte die Vocals in der Tonregie. Es ist sicher nicht übertrieben, Manu Schlindwein als ‚Naturtalent‘ zu bezeichnen. Schon mit 13 war er sich ganz sicher, zum Toningenieur berufen zu sein. Aus einer Musikerfamilie stammend, entdeckte er die Welt des Klangs von Instrumenten, aber auch von elektronischen Geräten und so wuchs die Faszination, die bei Mastering-Ingenieur Jürgen Lusky in den HOFA-Studios durch zahlreiche Gehörbildungssitzungen zusätzlichen Antrieb erfuhr.

Der Wunsch, selbst forschen und entwickeln und sich mit Klängen, Farben und Signalformen beschäftigen zu wollen, ließ nicht lange auf sich warten – parallel zur Arbeit im Studio und am FOH-Platz. Damit beginnt im Grunde auch schon die Reise, einen EQ zu entwickeln, der bestimmte Eigenschaften haben sollte, die sich in dieser Kombination in keinem verfügbaren Gerät finden ließen. Was es nicht gibt, muss man selbst bauen. Das ist schon oft der Start für erfolgreiche Audio-Unternehmungen gewesen. Der Firmenname ‚Manultec‘ ist eine Kombination aus ‚Manu‘ und ‚Pultec‘, weil es tatsächlich der Pultec-Equalizer war, der Manus Klangvorstellungen am ehesten erfüllen konnte. Aber ein Pultec war ihm zu rund, es sollte ein schneller, klarer EQ sein, der einen großen, tiefen, mächtigen Klang erzeugen kann. Von der Absicht, daraus ein marktfähiges, verkaufbares Produkt zu machen, war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal im Ansatz die Rede. Erst, als er mit dem Prototypen in einer schnöden Supermarkt-Plastiktüte bei Phil Kullmann im Studio erschien und dessen Reaktion erlebte, rückte dieser Gedanke zum ersten in den Bereich des Möglichen. Phil Kullmann war sofort Feuer und Flamme für diesen außergewöhnlichen Klang (womit ich einen Teil des Testergebnisses leider bereits vorwegnehmen muss) und förderte bei seinem Gegenüber behutsam den Gedanken an eine professionelle Vermarktung. Selbst nicht nur Musiker, sondern auch Studiobetreiber und freiberuflicher Produktspezialist beim S.E.A.-Vertrieb, öffnete Phil seine Kommunikationskanäle für Grafik, Design, Vertrieb und Markt, so dass das Projekt ‚Manultec‘ ganz natürlich zu wachsen begann und die Partnerschaft in einer gemeinsam geführten GbR beschlossen wurde. Phil Kullmann hat so ziemlich jede Drum-Machine durch, die es jemals auf dem Markt gegeben hat. Er lernte Bass spielen, studierte Schlagzeug in Düsseldorf und Percussion in Rotterdam, entwickelte seine Fähigkeiten als Toningenieur rein autodidaktisch und besitzt eine beeindruckende Sammlung von Musikinstrumenten. Bei der Entwicklung des Prototypen bis zur finalen Serie stellte sich eine hohe Übereinstimmung im Hörgeschmack zwischen den Partnern heraus, denen scheinbar die gleiche musikalische Sprache und das Gefühl für harmonische Strukturen und Klänge angeboren war. Vor diesem Hintergrund fielen gemeinsame, das neue Gerät betreffende Klangentscheidungen immer mit großer Übereinstimmung und Sicherheit.