Test: Klang:technologies 3D Monitoring

Zu den am meisten unterschätzten, aber extrem bestimmenden Faktoren der Studioproduktion gehört die Monitormischung für den oder die Musiker. Was der Musiker auf seinen Kopfhörern hört oder auch nicht hört, wie, an welcher Position und mit welchem Pegel, ist für die Qualität seiner Performance zunächst sogar wesentlich wichtiger, als das, was der Toningenieur aufnimmt, obwohl die Signale für die Kopfhörermischung natürlich von der Qualität der Aufnahme profitieren. Erfahrene Kollegen aus den Studios wissen, wie bedeutend der Monitormix ist und machen bessere Produktionen, weil sie den Musikern ein optimales akustisches Hörumfeld bei der Aufnahme schaffen. Das Hören über Kopfhörer wird allerdings von einem wesentlichen prinzipbedingten Aspekt bestimmt und auch benachteiligt, mit anderen Worten, die Toningenieure haben bisher, was den Kopfhörermix betrifft, mit stumpfen Waffen gekämpft: Alle Signale werden innerhalb des Kopfes wahrgenommen. Das ist äußerst anstrengend und entspricht auch nicht unserer natürlichen Hörerfahrung. Der Grund für dieses Phänomen ist, dass bei einer Kopfhörerwiedergabe das Stereosignal direkt in den Ohrkanal gespeist wird, so dass die Mechanismen für eine natürlich-räumliche beziehungsweise die Distanz- und Richtungswahrnehmung ausgeschaltet sind, da wir im echten Leben jedes Signal mit zwei Ohren empfangen und daraus die Herkunft der Schallquelle ableiten können.

Inzwischen existieren einige Software-Algorithmen, die das menschliche Hörmodell erstaunlich realistisch nachbilden können, so dass auch über einen Kopfhörer eine als natürlich empfundene Hörwahrnehmung und Außer-Kopf-Lokalisation möglich geworden ist. Dabei werden dem Stereo-Kopfhörersignal Laufzeitunterschiede zwischen den Ohren und die Filterwirkung unserer Ohrmuscheln in einem sehr gut funktionierenden generischen Modell aufgeprägt. Einer solchen Technologie komplett eigener Entwicklung bedient sich auch die in Aachen ansässige Firma Klang:technologies in ihrem 3D-Kopfhörer- oder -In-Ear-Monitorsystem, das eine völlig neue Dimension des Empfindens und der Hörwahrnehmung von Monitormischungen auf der Bühne und im Studio eröffnet. Diese Art des Hörens lässt sich mit wenigen Worten nicht beschreiben, denn es ist nicht die Sensation einer dreidimensionalen Wiedergabe über den Kopfhörer, sondern die einfachere und als natürlicher empfundene Fokussierung von bestimmten Signalen, die dem Musiker das Leben erleichtert und ihn in ein sofort als selbstverständlich empfundenes Schallfeld verpflanzt. Einzelne Signale oder auch Stereogruppen einer Monitormischung können mit diesem System auf einer 360-Grad-Ebene rund um den Kopf platziert werden, auch in den vertikalen Ebene, so dass ein Wahrnehmungsprozess von ‚wichtig und weniger wichtig‘ zu greifen beginnt, zum Teil auch unabhängig vom Pegel. Ein Signal, das hinten unten erscheint, kann mit beträchtlichem Pegel gemischt werden und vom Musiker doch als weniger wichtig empfunden werden. Nach meiner Theorie hat dieses Phänomen damit zu tun, wie unser Gehör als ‚Frühwarnsystem‘ arbeitet, denn bekanntlich haben wir unsere Ohren ursprünglich nicht zum Musikhören verpasst bekommen, sondern, um in der Wildnis überleben und dort drohenden Gefahren entkommen zu können. Bei unseren praktischen Versuchen konnte ich sehr interessante Erkenntnisse gewinnen, wie man Signale in einem dreidimensionalen Schallfeld platzieren kann, um bestimmte Aufmerksamkeits- oder ‚Weghör-Effekte‘ zu erzielen. Doch dazu später mehr.