Test: iZotope RX6

Es gibt bei Tonaufnahmen immer wieder Probleme, deren Tragweite erst später in der Nachbearbeitung oder in der Mischphase erfasst wird. Insbesondere im Ton von Film- und Fernsehen werden Tontechniker mit sehr vielfältigen akustischen Störgeräuschen konfrontiert. Am Filmset oder im Rahmen einer musikalischen Aufführung sind Neuaufnahmen in der Regel nicht so einfach möglich und mit hohen Kosten verbunden. Durch die im Zuge der Digitaltonverarbeitung verfügbar gewordene DSP-Restaurationstechnik konnte insbesondere die Tonqualität in der produzierenden Rundfunk- und Filmindustrie maßgeblich verbessert werden. Sie spart zudem viel Zeit und Geld ein. Aber auch in der Tonstudiomusikproduktion gehören Werkzeuge wie De-noise und De-Click zur typischen Grundausstattung, um Aufnahmefehlern oder Nebengeräuschen zu begegnen. Erst mittels eines spezialisierten Spektral-Audioeditors und eines zugeschnittenen Arsenals an DSP-Prozessen eröffnen sich alle Möglichkeiten. So wie es iZotope mit dem RX Audio Editor in drei verschiedenen Preispaketen und Ausstattungen anbietet, passend für typische Anwendungen im Heim- und Projektstudio, professionellem Tonstudiobetrieb oder in der Film- und Rundfunkindustrie. Die Restaurationssoftware RX konnte sich längst einen exzellenten Ruf unter Fachleuten erarbeiten und ging vor kurzem in die Version 6, was wir zum Anlass nehmen, den RX Audio Editor und seine RX Module genauer zu betrachten. An sich ist diese Restaurationssoftware auf Basis eines Spektral-Audioeditors eine spannende Sache. Aber auch unter den Neuheiten in Version 6 befinden sich einige zauberhafte technologische Entwicklungen, die mit Hilfe von maschinellem Lernen, einer Form der künstlichen Intelligenz, umgesetzt wurden.

Es gibt durchaus DAWs, die integrierte Sonagramme mit spektraler Auswahl und FFT-Reparaturfunktionen von Hause aus anbieten, dies ist aber eher die Ausnahme. In der Tonproduktion sind wir darauf trainiert, uns anhand einer Wellenformdarstellung zu orientieren. Dabei ist eine Spektrogramm-Darstellung viel weitreichender interpretierbar als eine normale Wellenform – insbesondere dann, wenn Störsignale in Tonaufnahmen aufgedeckt werden müssen. In vielen Fällen ist für die Umsetzung einer aufwändigen Reparatur ein Spektral-Audioeditor wie der RX Audio Editor notwendig, denn in einem solchen Audioeditor kann in der Spektrogramm-Grafik wie in Photoshop ein Bereich selektiert werden. Die getroffene Auswahl kann dann auch einzeln abgehört werden, die FFT ermöglicht also das isolierte Hören der als Grafikpixel selektierten Einzelfrequenzen zu jeder Zeit. Bearbeitungs-‚Module‘ oder auch externe Plug-Ins können dann isoliert auf die getroffene Auswahl angewendet werden, beispielsweise mit dem RX Spectral Repair, mit dem ein Huster oder ein Vogelzwitschern in einer Tonaufnahme beseitigt werden kann. Das, was iZotope RX mittlerweile in Version 6 an Werkzeugen bereitstellt, ist ein gewaltiges Gesamtpaket. Würden wir sämtliche RX Module ausführlich in ihrer Funktion und Praxis beschreiben wollen, könnten wir damit ein eigenes Sonderheft füllen; weshalb wir ‚nur‘ grundsätzlich auf den RX Audio Editor und auf dessen Möglichkeiten in seiner aktuellen Version 6 eingehen wollen. Natürlich werden wir trotzdem auf die Highlights im ‚digitalen Zauberkasten‘ genauer zu sprechen kommen und auch berichten, wie die Software in einer DAW genutzt werden kann.