Test: Fredenstein F610 UE-1

Die Bezeichnung ‚Universal Entzerrer UE-1‘ ist eine Hommage an den Klein+Hummel UE-100/1000 Entzerrer, hat aber technologisch mit dem Namensvorbild ansonsten nichts weiter gemein. Ein ganz kurzer Ausflug in die Geschichte soll daher genügen: Der UE-100 war ein Mono-Vollröhren-Entzerrer, der zwischen 1954 und 1968 im schwäbischen Ostfildern gebaut wurde. Das Besondere war der damals sensationelle Ansatz zweier parametrischer Mittenfilter. Die Bedienung erfolgte ausschließlich über Taster und Drehschalter, was eine exakte Wiederholbarkeit der Einstellungen ermöglichte. Das Nachfolgemodell UE-1000 in diskreter Halbleitertechnik folgte auf dem Fuße, und wurde, bei vergleichbarem ergonomischem Konzept, allerdings mit beleuchteten Bedientasten, von 1972 bis 1989, ebenfalls als Mono-Version gebaut. Exakte Wiederholbarkeit in der Analogtechnik ist bis heute keine so leichte Übung, weshalb Fredenstein sich an die Aufgabe setzte, einen digital gesteuerten Stereo-EQ mit analoger Signalverarbeitung in eine Zwei-Slot-500er-Modulkassette zu pressen und obendrein auch noch mit einem Touchscreen und einem Terzband-Analysator auszustatten.

Das 500er Modulformat nach API-Vorbild ist bis heute in Deutschland nicht annähernd so populär wie in den Vereinigten Staaten, wenngleich die Verkaufszahlen auch hierzulande durchaus wachsen. Verstanden habe ich nie so richtig, warum man preiswerte analoge ‚Systemtechnik‘ einem Gerät im 19-Zoll-Format nicht vorziehen will, gerade in der heutigen Zeit, in der jeder, der Studiotechnik einsetzt, den Euro mehrfach umdrehen muss. Vielleicht kann sich der eine oder andere Anwender nicht von dem Verdacht befreien, dass ein gemeinsames Netzteil für mehrere Module geteiltes Leid anstatt geteilte Freude sein könnte oder die Module aufgrund ihrer Größe nicht als vollwertige Analogtechnik ernstgenommen werden. Wir werden das hier nicht anschließend klären, jedoch sei jedem, der mit Analogtechnik arbeiten möchte, das 500er Format ans Herz gelegt. Es gibt eine riesige Auswahl von Geräten aus allen Genres und die Preise rangieren meistens auf erfreulich niedrigem Niveau.