Test: FabFilter Saturn 2

Die E-Gitarre hat durch den wahrscheinlich glücklichsten Unfall in der Geschichte der Verstärkertechnik die Musikwelt entscheidend geprägt, mit einem wahlweise singenden oder schmutzig-kantigen Klang, der heute aus der Pop- und Rockmusik nicht mehr wegzudenken wäre. Aber auch in der Studiotechnik wurde ein bestimmter Mangel der analogen Signalverarbeitung zu einem unverzichtbaren Stilmittel. Natürlich ist hier die Rede von Verzerrungen. In früheren Jahren war der Missbrauch analoger Schaltungen der einzige Weg, Klangfarbengestaltung kreativ zu betreiben – heute nutzen wir mit dem Wissen der Altvorderen digitale Modelle, um Signalstrukturen kontrolliert zu erzeugen, die eigentlich in die Kategorie der Störungen gehören müssten, von uns jedoch als angenehm, reizvoll, wohlig oder aufregend empfunden werden. Es gibt gewisse musikalische Parallelen zwischen der Entstehung eines Instrumentenklangs und von harmonischen Teiltönen in elektronischen Schaltungen. Geradzahlige Harmonische werden von uns wahrscheinlich deshalb als wohlklingend empfunden, weil sie zusammen mit dem Grundton einen ‚positiv‘ wirkenden Dur-Akkord bilden.

Bereits im Jahre 2012 brachte die in Amsterdam ansässige Software-Schmiede FabFilter mit ‚Saturn‘ ein Plug-In zu diesem Thema heraus, das mit seinem Multiband-Konzept damals wie heute als revolutionär gelten darf. Bei der Namensgebung dachten die Väter des Kindes wahrscheinlich weniger an den Planeten mit den Ringen als an eine Namensähnlichkeit zu ‚Saturation‘. Nun, rund acht Jahre später, kommt die Version 2 mit einem erweiterten Angebot von Verzerrungs- und Sättigungsmodellen auf den Markt, verbunden mit einer Vielfalt von Detailverbesserungen und Funktionserweiterungen. Selbst, wenn wir Saturn vor acht Jahren getestet hätten, könnte ich mich heute schwerlich auf diesen Testbericht beziehen, so dass wir eigentlich ganz von vorn anfangen müssten. Im Sinne derjenigen, die Saturn bereits kennen oder gar nutzen, will ich deshalb nicht gerade bei Adam und Eva beginnen.