Test: FabFilter Pro-Q 3

Wir waren es in der Vergangenheit eher gewohnt, dass Studiotechnik mit Schwergewicht und Charisma aus den USA oder aus Großbritannien kommt – aber, historisch bedingt und mit über die Jahrzehnte deutlich gewachsener Tendenz, auch aus Deutschland. Seit Software die Regentschaft in der professionellen Audiotechnik mehr und mehr an sich reißt, scheint diese Exklusivität aufzubrechen. Es kommen spannende Pro-Audio-Entwicklungen inzwischen auch aus Benelux, Skandinavien, Italien oder Russland, wie zum Beispiel unser Testkandidat Pro-Q 3, der, etwas wohlwollender ausgelegt, aus unserer direkten Oberhausener Nachbarschaft stammt, nämlich aus Amsterdam, in guten anderthalb Stunden mit dem Auto erreichbar. Frankfurt oder Hamburg über die Autobahn dauern länger. Zahlenmäßig in Produkten ausgedrückt hat die Software die Hardware vermutlich längst überrundet und auch Vertrieb und Handel müssen sich zwangsläufig darauf einstellen, dass ein Produkt nur noch virtuell als Download existiert und nicht mehr in einem Karton verschickt werden muss. Die Welt der Software ist das Internet, dort erklärt sie sich in Tutorial-Videos, verkauft sich in Online-Shops, gerne auch per E-Mail mit Gutscheinen oder über Cyber-Monday-Angebote und wirbt für sich in sozialen Medien und in den Weiten des allmächtigen Netzes. Körperlich existierende, mit den Händen anfassbare Medien wie das Studio Magazin oder Vertriebspartner, die mit viel Aufwand Produkte in lokalen Märkten etablieren, spielen in diesem Prozess keine führende Rolle. Trotzdem untersuchen und bewerten auch wir Software mit den gleichen strengen Maßstäben wie Hardware und trotzdem existieren, allerdings nur noch vereinzelt, erfolgreiche Partnerschaften zwischen regionalen Vertriebspartnern und Software-Herstellern.

Da ein Plug-In in einem letztlich qualitätsbestimmenden DAW-Host lebt, entzieht es sich elegant einer objektiven, abschließenden messtechnischen Untersuchung, wie wir sie an einer Hardware routinemäßig immer durchführen. Unsere Messtechnik wird an dieser Stelle fast zu einem Illustrationswerkzeug degradiert, aber immerhin sind die grafischen Darstellungen ‚maßstabsgetreu‘ und zeigen ein korrektes, realistisches Verhalten der Bearbeitungsprozesse. Bewertet werden können aufgrund dieser besonderen Umstände aber natürlich trotzdem klangliche Eigenschaften, die Funktionsausstattung und die Ergonomie der Bedienoberfläche.