Messebericht: Musikmesse/PLS 2018

Es ist kaum fünf Jahr her, dass die Doppelmesse Musikmesse und Prolight+Sound ein prosperierendes Branchentreffen war, auf das man sich zumindest ein gutes Vierteljahr vorher zu freuen begann. Der Austausch der verschiedenen Gewerke unserer Branche war wohl kaum irgendwo größer und die Zusammenkunft der Kollegen immer herzlich und offen. Dann ging es, weitestgehend, aus heiterem Himmel bergab, zuerst mit der Absage der großen Gitarrenhersteller, kurz darauf gefolgt von den Schlagzeugfirmen und inzwischen ist die Liste der relevanten Abwesenden länger, als die der Ausstellenden. Es folgte eine nahezu beispiellose Talfahrt, mit immer weiter schrumpfenden Aussteller- und Besucherzahlen, auch wenn uns die offizielle Leseart etwas anderes weismachen wollte. Und dieses Jahr? Konnte die Messe die Talfahrt aufhalten? Haben die Verantwortlichen etwas gelernt?

Die offiziellen Besucherzahlen des Abschlussberichtes liegen mit 90.000 diesmal gut 10.000 unter denen des letzten Jahres. Bereits seit Jahren weist das Team des Studio Magazins auf die Relativität dieser Zahlen hin, denn leere Gänge und enttäuschte Aussteller lassen nicht gerade das Vertrauen in die Relevanz solcher Angaben wachsen. Der Verdacht liegt nahe, dass die – für sich gesehen sehr zu begrüßenden – Initiativen für die Nachwuchsförderung möglicherweise auch den Besucherzahlen gut tun soll. Aber Schüler- und Kindergartengruppen sind für die meisten Aussteller unserer Branchen leider nur sehr peripher von Relevanz. Die wenigsten Siebenjährigen werden sich für Pro-Audio interessieren (der Autor sieht sich hier als exotische Ausnahme). Ebenso zugute kamen den Veranstaltern zwei Streiks, die zu Flugausfällen und Störungen des Nahverkehrs führten. Solch höhere Gewalt muss 'natürlich' bei der Bewertung der Besucherzahlen berücksichtigt werden. Aber sind wir ehrlich, eine gesunde Messe hätte eine solche Kosmetik kaum nötig. Begrüßenswert war die räumliche Zusammenführung der Bereiche Pro-Audio der Musikmesse (4.1) und der Haupthallen der Prolight+Sound (3.0 und 3.1). So konnten die thematisch verwandten Bereich von den Besuchern zumindest räumlich kurzfristig erreicht werden, ohne dass man den ehemals nötigen, gut zehnminütigen Fußweg oder eine Shuttlebus-Tour, inklusive Warten im Regen, hinter sich bringen musste. Durch die zeitliche Aufteilung der beiden Messen, mit der Prolight+Sound von Dienstag bis Freitag und der Musikmesse von Mittwoch bis Samstag kam es allerdings zu seltsamen Szenen am ersten Messetag. Manche Besucher standen vor den Türen der, als Doppelhalle für beide Messen ausgezeichneten, Halle 4.1 und ersuchten vergeblich um Einlass. Einzig die Tatsache, dass der Dienstag ohnehin ein schlecht besuchter Messetag ist, konnte die Aussteller trösten. Ähnliches wiederholte sich übrigens am Samstag mit umgekehrtem Vorzeichen, wie uns berichtet wurde. Wie schon in den letzten Jahren beobachtet, war die Sound-Halle 3.1 noch immer randvoll mit Ausstellern aus der professionellen Beschallungsszene, sowie einigen Pro-Audio-Vollsortimentern, wie zum Beispiel Yamaha, Stage Tec und Lawo. Unsere Gesprächspartner hier äußerten sich weitestgehend positiv über die Qualität der Kontakte, wenngleich die Neuakquise weit hinter der Kontaktpflege mit bestehenden Kunden zurückzuliegen schien. Durch die gute räumliche Lage von Frankfurt sind doch einige Stammbesucher auch in diesem Jahr wieder aus allen Teilen des Landes und der Welt angereist. Wer jedoch keine persönliche Historie im Zusammenhang mit den Messen hat, kommt als Verantwortungsträger aber scheinbar immer seltener in die hessische Hauptstadt. Der Halle 3.1 hat sicher nicht geholfen, dass nahezu parallel die NAB Show im US-amerikanischen Las Vegas stattfand, die für viele Aussteller inzwischen die definitiv relevantere Messe sein dürfte. Bemerkbar war dies dadurch, dass die Stände insgesamt etwas kleiner waren und einige bekannte Gesichter fehlten. Insgesamt schien sich die Prolight+Sound damit weitestgehend unverändert gegenüber dem Vorjahr darzustellen. Das Schicksal der Halle 4.1 war hingegen etwas tragischer. Sie tritt die emotionale Nachfolge der Halle 5.1 an, in der sich über Jahre die sogenannte 'Nerd-Street' befand, die älteren Leser werden sich noch dunkel erinnern. Kleine Boutique-Hersteller geben sich hier die Ehre, gemeinsam mit ihren Vertrieben, die oftmals eine umfassendes Portfolio an spannender Recording-Technik bereithalten. Man darf sich hier leider keiner Illusion hingeben, die Anzahl an Ständen wurde durch eine großzügige Abteilung der Hallenfläche mit hohen Stellwänden optisch aufgewertet. Hinzu kommt, dass die relevanten Aussteller durch eine nahezu U-förmige Umrahmung mit chinesischen Großproduzenten in der Mitte zusammengehalten wurden. Im Hallenkern fanden sich neben einigen Einzelständen auch die wichtigsten Vertriebe sowie Sammelstände wie der von ES Pro-Audio oder auch dem Musik Media Verlag. Durch die hohe Ratio der Kompression im Kern war hier eine vergleichsweise agile Beweglichkeit zu beobachten. Interessierte Besucher schoben sich durchaus in größerer Zahl an den Ständen vorbei, was niemanden verwundert, dem die physikalischen Grundlagen einigermaßen geläufig sind. Reduziert man die Ausdehnung, steigen Druck und Temperatur. Wer dies als Erfolg sieht, lügt sich blank in die Tasche oder den Besuchern ins Gesicht.