Messebericht: Bericht von der 29. Tonmeistertagung in Köln

Nicht alle Jahre wieder, sondern alle zwei Jahre wieder findet, inzwischen in Köln, ein für die gesamte deutsche Pro-Audio-Branche und auch unseren Verlag sehr bedeutendes Ereignis statt: die Tonmeistertagung im Kongress Zentrum Nord, das beschlossenermaßen auch für weitere drei Veranstaltungen in den kommenden Jahren 2018, 2020 und 2022 die Heimat der Tonmeister bleiben wird. Das medienstarke Umfeld Kölns und die zentrale Lage waren im Jahre 2012 schlagende Argumente für den Verband Deutscher Tonmeister, mit seiner Tagung von Leipzig nach NRW umzuziehen. Der Erfolg wurde auch unmittelbar sichtbar: mehr Aussteller und vor allem eine Steigerungsrate bei den Besucherzahlen von annähernd 80 Prozent. Mit einer solchen Ausstattung gehört die Tonmeistertagung zu den europaweit erfolgreichsten regionalen Pro-Audio-Veranstaltungen, die nicht nur ihre Position erhalten, sondern sogar noch weiter ausbauen und stärken konnte. Natürlich wird auch auf einer Tonmeistertagung nicht ausschließlich deutsch gesprochen, aber selbstverständlich rekrutiert sich das Publikum vornehmlich aus dem deutschsprachigen Umfeld. Die Internationalität der Tonmeistertagung definiert sich vor allem aus der Herkunft der Referenten des Tagungsprogramms, die es für zielführend und unverzichtbar erachten, den Tagungsteilnehmern neue Ideen, Technologien, Entwicklungs- und Forschungsergebnisse zu präsentieren.

Es war von jeher das Ziel des Veranstalters, die Qualifikation des Besuchers in den Vordergrund zu stellen, was sich sozusagen auf ‚natürlichem Wege‘ durch die Qualität und den Anspruch des Vortragsprogramms reguliert und automatisch fachlich überaus versierte Besucher anzieht. Davon profitieren natürlich auch die Aussteller, die sich stets beeindruckt vom Niveau der geführten Gespräche zeigen. Inhaltlich gelingt den Programmgestaltern jedes Mal aufs Neue, einem denkbar hohen Anspruch gerecht zu werden. Dennoch muss sich auch ein Berufsverband an der Entwicklung des Marktes orientieren, sich in der Folge regelmäßig neu erfinden und vor allem jungen Nachwuchskräften und Studenten eine Perspektive für die eigene berufliche Entwicklung geben. Mit dem neu installierten Azubi-Forum, dem seit Jahren veranstalteten Live-Mixing-Workshop, der TMT Academy und dem Education Forum öffnet sich die Tonmeistertagung dem Branchennachwuchs und gibt wertvolle Hilfestellung bei der Orientierung in einem zunehmend unüberschaubarer gewordenen Markt. Das ursprüngliche Berufsbild des Tonmeisters hat sich stark verändert. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Äffentlich-Rechtlichen Anstalten die Positionen der in den Ruhestand entlassenen Tonmeister nicht mehr neu besetzen, da die Aufgabe eines Musikregisseurs immer seltener gefragt ist. Stattdessen tun sich neue Betätigungsfelder an anderer Stelle auf, was zum Beispiel die Suche nach Fachkräften in der Gaming-Industrie betrifft, die weltweit ein deutlich größeres Umsatzvolumen generiert, als ganz Hollywood zusammen. Aber auch die Veranstaltungstechnik spürt einen starken Wandel, da parallel zu sinkenden Tonträgerverkäufen der Live-Auftritt und die Tournee als Einnahmequelle für Künstler jedweden Genres stärker in den Fokus rücken. All diesen Strömungen versucht die Tonmeistertagung mit entsprechenden Inhalten gerecht zu werden und daher standen in diesem Jahr Kernthemen wie Musical, Beschallungstechnik, Virtual Reality, Kinoton oder 3D-Audio im Vordergrund. Der hierzu notwendige technische Aufwand war für den Veranstalter eine riesige Herausforderung. Ein dreidimensionales Beschallungssystem, das alle derzeit populären Mehrkanalformate wie etwa Ambisonics, Dolby Atmos oder Auro-3D beherrschte, machte eine immersive Wiedergabe für die Besucher eindrucksvoll erlebbar. Zusätzlich schaffte der VDT auch noch 120 Kopfhörer an, um die kopfbezogene binaurale Wiedergabe praktisch demonstrieren zu können. Jörn Nettingsmeier, Mitglied des VDT-Vorstandes und verantwortlich für die technische Ausstattung der Vortragsräume, sah sich mit einem enormen Arbeitspensum konfrontiert, bezeichnete den Aufwand jedoch als sehr lohnenswert, denn das reale Erleben der Audioformate hat in der Tat eine andere Qualität als deren theoretische Diskussion und schafft damit auch weitaus mehr Interesse bei den Kollegen, die auf der Suche nach neuen, spannenden Aufgaben sind. Selbst noch in der Nacht zum letzten Messetag baute die Technik-Crew des VDT eine 3D-Beschallungsanlage in einem der Vortragsräume auf, um eine normgerechte Kinobeschallung mit Dolby Atmos auf die Beine zu stellen. Jörn Nettingsmeier und sein Team gehören damit wahrscheinlich zu den wenigen oder gar ersten, die so etwas wie ein mobiles Dolby Atmos Kino realisierten.