Interview: Sebastian Gabler, NOA Archive

Jedes Jahr wieder entdeckt man auf der IBC in Amsterdam, am immer gleichen Stand, eine laufende Bandmaschine. Es handelt sich um eine Studer A807, eines der letzten großen Arbeitstiere des Schweizer Herstellers. Doch natürlich läuft die Maschine bei NOA Archive nicht weil dort sentimentale Gefühle gepflegt werden oder Band eine Renaissance in der Broadcast-Szene erleben würde. Sie läuft dort um Aufmerksamkeit zu erzeugen für die Digitalisierungsdienstleistungen des Anbieters, und um ein Bewusstsein für die Problematik der Archivierung von audiovisuellen Medien zu wecken. Viele Millionen Stunden Radio-, Fernseh- und Studioproduktionen liegen in den unzähligen Archiven dieser Welt und befinden sich faktisch außerhalb jeglichen Zugriffs. Warum dies so ist, was man dagegen tun kann und in welche Richtung wir uns bei dieser unfassbar komplexen Problematik bewegen, haben wir Sebastian Gabler, Tonmeister und Projektmanager bei NOA Archive in Wien, gefragt.

Denkt man an Archive, fallen zumindest mir zuerst große Räume mit unzähligen Schränken ein, die sich mit großen Drehrädern verschieben lassen und so Platz für scheinbar unendlich viele Informationen bieten. Dabei sind die meisten von uns mit dem eigenen, kleinen 'Archiv' täglich konfrontiert. In den Regalen unserer Büros, Maschinenräume und Abstellgelasse stapeln sich Bändern, DATs, heute exotische Mehrspurkassetten, Schallplatten, CDs und CD-Rs. Auch das sind Informationslagerstätten, die mit den selben Problemen konfrontiert sind und die den selben Überlegungen unterzogen werden sollten. Wie können wir sie schützen und zukunftssicher erhalten? Und was sollten wir überhaupt retten?