Interview: Ralf Kemper, Riverside Studios Köln

Meinen Gesprächspartner Ralf Kemper kenne ich schon seit Mitte der 80er Jahre.  Damals waren wir beide regelmäßige Gäste in Stefan Ingmanns Klangwerkstatt in Düsseldorf, die über einige Jahre so etwas wie das Partnerstudio des Studio Magazins war. Mit seinem eigenen Studio in der Düsseldorfer Flurstraße, das 1989 eröffnet wurde und bis 2013 in Betrieb war, zählte Ralf zu den ersten Kunden meiner Anfangsphase als Studioplaner. Er gehörte vor allem in den 90er Jahren zu den extrem erfolgreichen Commercial-Produzenten und -Komponisten mit bestimmt 1.000 Produktionen. 2016 trafen wir uns nach sehr langer Kontaktpause wieder. Er rief mich an, erzählte mir, dass er das Sound Studio N in der Kölner Holzgasse übernommen habe und fragte mich nach etwas Beratungsunterstützung bei der ‚Renovierung‘ der Studios. Was sich daraus entwickelte, war eine komplette Neuplanung der Regie 1 und auch eine vollständig neue Raumakustik für den großen Aufnahmesaal. Aktuell arbeiten wir an einer akustischen Neuausrichtung der Regie 3 für Home Dolby Atmos. Als wir uns vor Ort zur Baubesprechung trafen, kam mir der spontane Gedanke, ein Interview mit Ralf zu machen und dabei vielleicht auch selbst mehr darüber zu erfahren, was er in den letzten zwanzig Jahren erlebt hatte. Ich ahnte ja nicht, was ich damit auslösen würde, denn Ralf hat weitaus mehr zu erzählen, als in ein Interview hineinpasst.

Ralf buchte das frühere Sound Studio N tatsächlich gelegentlich als Kunde und noch im Januar 2009 machte er dort eine Orchesteraufnahme. 2016 nahm er zum damaligen Betreiber Georgi Nedeltschev (später Topalov. Die Red.) Kontakt auf, um zu erfragen, ob er sich in das Studio dauerhaft einmieten könnte, da er unter anderem einen Platz für seinen D-Flügel suchte, um in guter raumakustischer Umgebung Klassik- und Jazz-Aufnahmen machen zu können. Es kam keine Kooperation zustande, jedoch erfuhr Ralf schon wenig später, dass das Studio seinen Betrieb inzwischen überraschend eingestellt hatte. Ein Gespräch mit dem Vermieter, das Studio möglicherweise übernehmen zu können, scheiterte zunächst an dem Plan, die Studiohalle abzureißen und auf dem Grundstück ein Wohnhaus zu errichten. Nach langen Verhandlungen kam schließlich doch die Einwilligung, das Studio an Ralf Kemper zu übergeben und es begann der Umbau. Die Übernahme der Räumlichkeiten erfolgte Anfang 2017. Es sind jetzt also genau drei Jahre seit dem ‚ersten Spatenstich‘ vergangen. Schon im April startete die erste Produktion, praktisch unter Baustellenbedingungen. Regie 1 war noch im Bau, der Aufnahmeraum befand sich noch im übernommenen Zustand. Die peripheren Räumlichkeiten wie Lounge, Küche, sanitäre Einrichtungen waren allerdings schon komplett erneuert, so dass das Studio seine Besucher mit einem ganz neuen, frischen und modernen Gesicht empfing. Insgesamt dauerten die Umbauarbeiten anderthalb Jahre. Vier Regien, der große Aufnahmeraum und kleinere Aufnahmebereiche ermöglichten es, auch während der Bauarbeiten Produktionen abzuwickeln.