Interview: Jazzanova Recording Studios

Ja, sie leben doch. Unbestreitbar sind in den letzten 25 Jahren viele Miettonstudios eingegangen oder mussten ihr Konzept grundlegend verändern. Viele haben sich verkleinert, viele haben ihre großen Pulte aufgegeben, viele sind bescheidener geworden. Aber viele haben auch ein passendes Konzept gefunden und es sind auch wieder viele neue entstanden. Menschen machen Musik, Menschen brauchen Tonstudios. Und je tiefer sich so mancher Homeproducer in die Materie hinein wühlt und professioneller wird, desto deutlicher wird ihm, dass es ohne ein Studio eben doch nicht geht. Und so leben die Verbliebenen, und auch die Neuankömmlinge, ein passables Leben. Fernab vom Glamour vergangener Jahrzehnte. Den es in der verbrämten Variante der Erinnerung sowieso nur für sehr wenige Akteure gab. Denn sind wir ehrlich, war es 'damals' wirklich erstrebenswerter den Gröder Dorfkirchenchor aufzunehmen, als heute?

Eines dieser Studios die in den letzten Jahren neu entstanden sind, ist das Berliner Jazzanova Recording Studio, kurz JRS. Der Name verrät, dass das Studio in Verbindung mit der Band Jazzanova steht. Der Inhaber und Erschaffer dieses feinen Aufnahmetempels, Axel Reinemer, ist selbst Teil der 1996 gegründeten Nu-Jazz Formation. Dabei ist JRS natürlich auch der 'Heimathafen' von Jazzanova, dient in erster Linie jedoch als Anlaufstelle für Jeden, der eine wirklich exklusive und vor allem extrem gemütliche und entspannte Produktionsumgebung, mitten im Berliner Großstadtgetümmel sucht. Aufmerksam wurde ich auf Axel Reinemer und JRS durch die Recherchen für den Testbericht eines Motu AVB-Audiointerfaces. Bei meinem damaligen Besuch entdeckte ich nicht nur ein wunderbares Tonstudio und seinen herzensguten Besitzer, sondern stieß auch auf die Verbindung zu einem alten Bekannten unseres Verlags, Karlheinz Stegmaier (genannt Kalle), der den Bau und Umbau des JRS als Akustiker betreut hatte. Kurzerhand wurde auch er mit zum Interview geladen.