Interview: Home Entertainment Dolby Atmos III

In den Pioniertagen der Stereophonie wusste noch niemand so richtig, was man mit diesem eigentlich überflüssigen zweiten Kanal anfangen sollte, denn als solcher wurde er anfänglich noch gesehen. Laufzeit- und Intensitätsstereophonie waren noch nicht erfunden und damit hatte auch keiner die Vision einer Stereobühne, auf der man die Musiker platzieren kann, so wie wir das heute als selbstverständlich erachten. Die ersten veröffentlichten Stereoaufnahmen präsentierten daher oft die gesamte Band als Monoereignis auf der linken Seite und einige Handclaps und Gesänge auf der anderen Seite. Wir überspringen jetzt einmal das kurze Intermezzo der Quadrophonie, obwohl sie eigentlich aus heutiger Sicht das logische Nachfolgeformat für Stereo hätte werden müssen. Stattdessen begannen die Diskussionen darüber, was man in 5.1 Surround denn wohl mit dem Center und dem LFE anfangen soll, und welche Regeln es für die Surround-Kanäle geben könnte. Für die Musikproduktion war das alles nicht besonders sinnvoll, aber an ein eigenständiges Mehrkanal-Musikformat hatte wohl keiner gedacht und denkt offensichtlich auch heute niemand.

Also findet man bei Musikmischungen heute im Center meistens die Beimischung der Phantommitte von L und R und im Sub ein paar zusätzliche Tieftonanteile, damit der Kanal nicht leer bleibt. Ziemlicher Unfug, oder? 5.1 ist eben doch ein Kinoformat und der Center für die Dialoge und deren Lokalisierung in der Leinwandmitte erdacht, ähnlich wie der ‚Low Frequency Effects‘ Kanal, mit dem man dem Zuhörer ein körperliches Erleben im Kino bescheren möchte. Nun sind wir also bei Dolby Atmos angekommen und fragen uns erneut, was wir mit den vielen Kanälen anfangen sollen, mit dem 7.1.2 Bed und 118 Objektkanälen. Ich empfand es daher als spannend und folgerichtig, unsere Dolby Atmos Reihe mit der Musik fortzusetzen. Mein Gesprächspartner Stefan Bock, CEO der MSM Studio Group in München, ist seit vielen Jahren Mehrkanal-Pionier und Visionär in Sachen Musikproduktion. In den frühen 90er Jahren begann die Reise der MSM Studios und seines Gründers mit klassischem Stereo-Mastering, wie es in dieser Zeit noch nicht Gang und Gäbe war. Eine Mastering-Regie im heute verstandenen Sinne war damals noch eine echte Seltenheit. Heute bezeichnet sich die MSM Studio Group als ‚Full Service Dienstleister für innovative Mediengestaltung und Post Production‘ und Stereo-Mastering ist nur noch ein kleiner, wenn auch nach wie vor wichtiger Teil des Angebotsportfolios. Mit Film-Editing, Color Grading in 4k UHD, Musikproduktion und Sound Design in allen Formaten bis 9.1.4 hat sich das derzeit achtköpfige MSM-Team breit und zukunftssicher aufgestellt. Nun steigen wir aber direkt ein in die Welt der 3D-Musikproduktion mit einem Gesprächspartner, der zu Recht als einer der führenden Köpfe dieser Fachdisziplin gelten darf.