Interview: Dialogstudios

Meine Heimatstadt Oberhausen ist den meisten Autoreisenden vor allem durch eine auffällige Ansammlung von Autobahnkreuzen oder aber durch Europas größtes Einkaufszentrum, das Centro (richtig ausgesprochen ‚Zentro‘), bekannt. Dass sich hier der Verlag des mit 40 Jahren ältesten Pro-Audio-Magazins befindet, hat mit meiner Heimatverbundenheit zu tun. Ich bin sehr gerne ein Ruhrpott-Kind, die Leute kommunizieren mit offenem Visier und es kann mir nur hier passieren, dass sich jemand in der Straßenbahn mit den Worten ‚Leck mich am Arsch‘ direkt neben mir auf den Sitz fallen lässt, was durchaus freundlich gemeint ist, wenn er die Bahnlinie nur mit einem Spurt gerade noch so erreichen konnte. Erfreulich ist aber auch, dass in Oberhausen mehrere Studios erfolgreich arbeiten, mein eigenes eingeschlossen. Obwohl wir uns immer wieder mal begegnet sind, meistens in anderen Studios, war mir lange Zeit nicht bewusst, dass sich mein Gesprächspartner Joost Schnitzler ein sehr opulentes Studioreich erschaffen hat, mit einem 110 Quadratmeter großen Aufnahmeraum, drei Regieräumen, einer Vocal Booth, einer sehr großzügigen Lounge mit Aktionsbühne und einer mächtigen 5000er SSL-Konsole in der Hauptregie. Joosts Domäne ist die analoge Technik, mit Bandmaschine und Röhrenverstärker-Hallplatte, viel mehr aber noch der Wunsch, Musikern die Möglichkeit zu geben, gemeinsam in einem Raum spielen zu können und dieses Ereignis mit allen Emotionen und künstlerischen Wechselwirkungen einzufangen.

Das Studio befindet sich in der Nähe des ehemaligen Babcock-Industriegeländes an der Duisburger Straße in einer zugegebenermaßen nicht sehr hübschen Gegend, doch wenn man die Studiotür hinter sich schließt, lässt man den Verkehrslärm und den zweifelhaften Charme von Fertigungshallen schnell hinter sich. Es herrscht Ruhe, dank aufwändiger Raum-In-Raum-Konstruktion und man vergisst, dass man sich in einer alten Möbelfabrik befindet, die Anfang 1900 gebaut wurde. Auf den insgesamt 600 Quadratmetern Nutzfläche agiert neben dem Studio seit über zwanzig Jahren auch eine private Musikschule, so dass der musikalische Nachwuchs praktisch vor der Studiotür lernt, ein Instrument zu spielen. Ingrid Hansen, die Lebensgefährtin des Musikschul-Inhabers Dieter Stamer, ist gleichzeitig die gleichberechtigte Geschäftspartnerin von Joost Schnitzler in der Schnitzler & Hansen GbR als Trägergesellschaft für das Studio. Aber lassen wir Joost Schnitzler doch einfach selbst erzählen...