Interview: Conny Plank Mai 1978

Mai 1978 – das klingt so, als hätte ich damit eigentlich gar nichts zu tun. Aber bei einem Blick in diese Ausgabe des Studio Magazins, damals noch ‚Studio – Zeitschrift für den Studio und Produktionsbereich‘, sehe ich ein Editorial-Foto, das eine gewisse Ähnlichkeit mit mir zu haben scheint. Mein Intervierpartner Conny Plank war kein Unbekannter mehr für mich, nachdem ich mich etwa zwei Jahre zuvor bei ihm, leider erfolglos, als Toningenieur beworben hatte. Am 28. September startete eine Dokumentation über das Leben und Wirken von Conny Plank in den Programmkinos (Conny Plank – The Potential of Noise). Für mich ganz persönlich ist es Ehrensache, dieses Interview in leichter sprachlicher Bearbeitung, ohne den Inhalt zu verfälschen, noch einmal zu veröffentlichen, um damit einen Beitrag zum Andenken an diesen wegweisenden Produzenten und Toningenieur beizusteuern. Die Bilder des damaligen Interviews sind technisch nicht mehr verwertbar und existieren erst recht nicht mehr im Original, so dass ich mich aus dem Pressematerial zum Film bedient habe. Um den Inhalt des Interviews richtig verstehen zu können, sind einige Erläuterungen hilfreich, die ich im nachfolgenden Abschnitt zusammenfasse.

1978 gab es bereits eine magnetbandbasierte Mischpult-Automation. Die Daten des ‚Automationscomputers‘ wurden als Tonsequenz (klang so ähnlich wie ein Fax) auf zwei Spuren der Bandmaschine (bis dahin meist 24-Spur) aufgezeichnet, was trotz des für die Zeit revolutionären Ansatzes einen entscheidenden Nachteil hatte. Durch den Kopfversatz der Bandmaschine zwischen Aufnahme und Repro entstand bei jedem weiteren Automationsdurchgang, auch bei jeder Korrektur, eine kleine zeitliche Verzögerung, die ab einem bestimmten Zeitpunkt die Mute-Programmierung zu spät kommen ließ. Man musste also genau planen. Obwohl die Firma API bereits sehr früh mit einer EQ-Automation auf den Markt kam (API steht schließlich für ‚Automated Processes Incorporated‘), war man zu dieser Zeit von einer vollständigen dynamischen Speicherbarkeit aller Mischpultparameter weit entfernt. Conny Plank entwickelte seine eigenen Ideen, um Mischpulteinstellungen, zumindest statisch, wieder abrufen zu können.