Interview: Bauer Studios

Es gibt etwas, das die drei neuen Inhaber der Bauer Studios gemeinsam haben: Alle drei haben dort irgendwann ein Praktikum gemacht. Philipp Heck gehörte danach über sehr viele Jahre dem Tonmeisterteam der Studios an, Bettina Bertók und Michael Thumm hatten die Filmhochschule in Potsdam/Babelsberg im Visier, wo für die Zulassung zur Aufnahmeprüfung ein Praktikum von mindestens 26 Wochen gefordert wurde. Da der Kontakt zum Studio niemals ganz abbrach und sich die bisherigen Eigentümer Eva Bauer-Oppelland und Reiner Oppelland einen geordneten, rechtzeitig geplanten und vor allem gefühlt richtigen Übergang zur nächsten Führungsgeneration erhofften, wurden die Gespräche mit etwaigen ‚Wunschkandidaten‘ zunehmend konkreter. Philipp Heck war der einzige aus dem gesamten Bauer-Team, der sich eine Fortsetzung der Geschichte des Tonstudios unter seiner Führung hätte vorstellen können, jedoch alleine wollte er sich dieser Aufgabe nicht stellen. Nach einem eher zufälligen Treffen während der Tonmeistertagung 2014 in Köln mit den Oppellands waren auch Bettina Bertók und Michael Thumm plötzlich ganz nah dran, den Gedanken an die Übernahme eines großen Studiobetriebs weiterzuspinnen. Nach vielen Dreiergesprächsrunden und der wachsenden Erkenntnis, dass dieses Team zusammen funktionieren kann, folgten Kaufpreisverhandlungen, Verträge, Businessplan, Banken… es dauerte doch fast noch anderthalb Jahre, bis das Trio startklar war, denn die Banken schreien nicht gerade hurra, wenn man ihnen etwas von einem Tonstudio erzählt. Am 1. März 2017 kam es schließlich zur finalen Unterschrift und ein neues Kapitel in der Geschichte der Bauer Studios begann.

Der Namensgeber für den traditionsreichen Studiobetrieb, der in diesem Jahr auf 70 Jahre Firmenhistorie zurückblickt, war Rolf Bauer, der 1949 ein eigenes Studio gründete und damit zu einem Pionier der Aufnahmetechnik in Deutschland wurde – tatsächlich hatte er auch in der Folge stets technologisch die Nase vorn. Bekannte Künstler des deutschen Schlagers, erfolgreiche Pop-Größen und die Stars der internationalen Jazz-Szene fanden in Ludwigsburg eine Produktionsheimat, woran sich bis heute nicht viel geändert hat. Alles andere aber hat sich geändert, denn das neue Inhaber- und Geschäftsführerteam will nicht zurückblicken, sondern die Zukunft gestalten und den Bauer Studios ein zeitgemäßes Gesicht geben. Über sehr viele Jahre lagen die Geschicke der Studios in den Händen von Eva Bauer-Oppelland und Reiner Oppelland, die den großen Dampfer bis Anfang 2017 oft durch unruhiges Fahrwasser lenken mussten, denn die Zeit, in der die großen Dienstleistungsstudios das Branchengeschehen bestimmten, ist lange vorbei. Wie auch in der Tonregie muss man ‚einfach nur‘ die richtigen Knöpfe drücken, um einen solchen Betrieb gesund zu erhalten. Bettina Bertók, Philipp Heck und Michael Thumm, meine Gastgeber und Gesprächspartner, hatten sich viel vorgenommen, als sie am 1. März 2017 offiziell die Studios übernahmen. Es klingt einigermaßen respektlos, zu behaupten, dass 70 Jahre Studiogeschichte allein nichts bedeuten, wenn man nicht in der Gegenwart die richtigen Weichen stellt. Ob der Untertitel ‚das älteste private Tonstudios Deutschlands‘ für alle potentiellen Studiokunden immer gleichermaßen wohl in den Ohren klingt, darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein. Mit dem kompletten Neubau von Studio 2 hat das junge Inhabertrio jedoch ein deutliches Zeichen gesetzt, sich nicht in ein gemachtes Bett legen zu wollen, sondern die richtige Balance zwischen Tradition, Bestandskundenpflege und dem Erschließen neuer Geschäftsfelder zu finden.