Hörtest: Nubert nuPro X-4000

Der ‚Volkswagen‘ war das Leitmodell eines Autos für die breite Bevölkerung, das für jeden bezahlbar sein sollte. Diese ursprünglich in den 30er Jahren politisch motivierte Vision einer Massenmotorisierung, die heute für uns alle zum Alltagsbild gehört, führte schließlich im Jahre 1949 zur Gründung der Volkswagen GmbH und später der Volkswagen AG. Der Volkswagen, kurz VW, ist die Kernmarke eines der größten Autohersteller der Welt und war die Wende in der gesellschaftlichen Bedeutung des Automobils, das sich bis dahin nur die Oberschicht leisten konnte. Vielleicht wirkt es etwas an den Haaren herbeigezogen, aber eine ähnliche Situation erleben wir bis heute in unserem beruflichen Umfeld: Auch wenn sich inzwischen jeder professionelle Studiotechnik in Form von Software für vergleichsweise wenig Geld kaufen kann, so ist er deshalb noch lange nicht in der Lage, eine professionelle Abhörsituation herzustellen, ohne um ein Vielfaches höher zu investieren. Auch ein Volks-Lautsprecher braucht zwar ein gesundes raumakustisches Ambiente, um seine Stärken ausspielen zu können, aber mit einem hochwertigen, bezahlbaren Studiomonitor rücken wir dem Idealfall einer professionellen Abhörsituation für jedermann ein ganzes Stück näher.

Professionelles Monitoring für alle ist immer noch eine Wunschvorstellung, denn viele Tonkollegen haben kein ausreichendes Budget und müssen daher unter teilweise sehr fragwürdigen Abhörbedingungen wichtige Klangentscheidungen treffen oder den ganzen Tag lang auf anstrengende Weise um die Ecke hören. Die seit über 40 Jahren in der HiFi-Branche bekannte und erfolgreiche Nubert electronic GmbH wurde von Günther Nubert gegründet, der in seiner Jugend Verstärker und Mischpultelektronik für Studioanwendungen entwickelte. Bis zur AG nach dem Vorbild von Volkswagen hat sie es noch nicht geschafft, aber ein Teil der Erfolgsgeschichte der Firma Nubert kann vielleicht darauf zurückgeführt werden, dass Nubert ehrlich klingende Lautsprecher über ein ebenso ehrlich konzipiertes Direktvertriebskonzept verkauft, das nicht nur den Wegfall von Handelsspannen ermöglicht, die als Preisvorteil an den Kunden weitergeben werden, sondern jeder Kunde kann trotzdem eine individuelle Beratung vom Hersteller erwarten. Damit wiederum ist Nubert der Volkswagen AG weit voraus. In Schwäbisch-Gmünd und Aalen sind zwei Nubert-Fachgeschäfte mit insgesamt zehn Hörstudios angesiedelt. Ein weiterer Ausstellungs- und Hörraum befindet sich in Duisburg mitten im Ruhrpott, in direkter Nachbarschaft der Heimatstadt des Studio Magazins. Wer weder ins Ruhrgebiet, noch in die schwäbische Heimat des Herstellers reisen kann oder möchte, bekommt Gelegenheit, seinen Kauf ohne Risiko durch eine dreißig Tage währende Testphase zu Hause in gewohnter Umgebung zu verifizieren. Mit nuPro-Studiomonitoren der A-Serie bewirbt sich Nubert schon länger im Studiosegment, visiert aber mit der X-Serie, die derzeit aus vier Modellen besteht – zwei aktiven Kompakt- und zwei Standlautsprechern – ein neues Qualitätsniveau an. Ich hatte erstmals persönlichen Kontakt zum Hersteller auf der Alumni Convention in Köln im Oktober 2018 und beschloss daraufhin, mich mit einem dieser sehr hochwertig gebauten, kompakten Nahfeldmodelle zu beschäftigen, dem nuPro X-4000. Wer diesem Studiomonitor bislang noch nicht begegnet ist, dem kann ich sagen, dass mir selten bis gar nicht ein so umfangreich ausgestatteter Monitorlautsprecher über den Weg gelaufen ist, der gleichzeitig so wenig kostet. Vieles davon mag auf den ersten Blick wie Schnickschnack anmuten, mit dem sich der junge, aufstrebende Musikproduzent passend zum aktuellen Lifestyle schmücken kann, doch in der täglichen Praxis hat sich für mich zumindest einiges davon als wirklich nützlich erwiesen. Doch dazu kommen wir später.