Hörtest: KSdigital C5 + B88 Reference

So lange ich in tontechnischen Kategorien denke, wünsche ich mir den Lautsprecher in der Tonregie als neutrale Instanz. Es dauerte lange, bis die Lautsprecherhersteller in die Nähe dessen kamen, was man unter heutigen Gesichtspunkten als ‚transparente Wiedergabe‘ bezeichnen kann. In den 45 Jahren meines tontechnischen Wirkens konnte ich diese Entwicklung live miterleben. Es war ein beschwerlicher Weg, vom auf Leistung und Tiefbass getrimmten JBL 5-Wege-System, sozusagen Freude durch Kraft, bis zu ersten erleuchtenden Hörerlebnissen einer zeitrichtigen Wiedergabe, zunächst über Systeme, die von einer Frequenzlinearität relativ weit entfernt waren: Auratone 5C und Yamaha NS10. Von hier aus zeichnet sich der Weg des Abhörens im Nahfeld weiter, den Raum als ‚Störkomponente‘ mit einfachen Mitteln aus dem Spiel nehmen zu können, bevor sich die Studiogilde für raumakustische Lösungen ernsthaft zu interessieren begann, als klar wurde, dass der Raum auch in einer Nahfeldabhörsituation ein physikalisch bedingt entscheidender, qualitätsbestimmender Faktor bleiben würde. Abhörsysteme mit dem grafischen Equalizer zu linearisieren, wie es in den 70ern in den Studios oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit heimlich und mit hochrotem Kopf praktiziert wurde, erwies sich eher als Verschlimmbesserung. Der Schlüssel für korrektes Abhören musste also woanders verborgen liegen.

Der in Saarbrücken ansässige Lautsprecherspezialist KSdigital, insbesondere Gründer und Mastermind Johannes Siegler, setzte den Schwerpunkt seiner Entwicklungsarbeit von Anfang an auf die zeitrichtige Wiedergabe und begann bereits 1994 mit der Entwicklung eines digital entzerrten Studiomonitors. Das Stereo-Signal, das wesentlich von Laufzeitunterschieden zwischen zwei Kanälen bestimmt ist, um Richtung, Distanz und Räumlichkeit abzubilden, muss über den Lautsprecher hinaus in seiner zeitlichen Abfolge stabil bleiben, und ist auch von der Signalintegrität an sich abhängig, einen intakten zeitlichen Bezug auf der Frequenzebene zu bewahren (was nicht nur für Stereosignale gilt). Mit FIRTEC setzt KSdigital auf das FIR-Filterprinzip in einer eigenen technischen Interpretation, das die unabhängige Definition von Amplitude und Phase ermöglicht. Auf diese Weise kann sowohl eine Zerstörung der zeitlichen Zusammenhänge im Signalverlauf verhindert als auch eine Wiederherstellung selbiger erreicht werden. Gleichzeitig kann aber auch eine Linearisierung auf der Ebene des Amplitudengangs erfolgen. Im Ergebnis entsteht so ein Gesamtsystem als Lautsprecher, das Impulse zeitrichtig wiedergibt, den generellen korrekten zeitlichen Bezug auf allen Ebenen garantiert und unter Umständen sogar individuell räumlich bedingte Störungen auf der Frequenzebene kompensieren kann. In unserem Testlautsprecher, der C5-Reference, kommen sowohl FIR- als auch IIR-Filterelemente zum Einsatz. Die Frequenzweiche ist mit Bessel-Filtern umgesetzt, deren (bekanntes) Phasenverhalten durch eine Vorkompensation im vorgeschalteten FIR-Filter berücksichtigt wurde. Der Durchlassbereich des FIR-Filters wurde mit drei Millisekunden so bestimmt, dass er der Hochpasswirkung des Gesamtsystems inklusive Gehäuse entspricht. Damit sind wir schon mitten im Thema, uns mit der C5-Reference und dem dazu passenden Subwoofer B88-Reference zu beschäftigen.