Hörtest: Focal Trio11 Be

Bei knapp über 37 Kilogramm und entsprechenden Gehäusemaßen muss ich passen, sowohl, was meine Muskelkraft als auch die Größe meiner Regie betrifft. Also, wo geht es in einem solchen Fall hin? Natürlich zu Klaus-Dieter Keusgen ins schöne Haldern am Niederrhein. Ich glaube, kein Studio ist bei Studio-Magazin-Lesern besser bekannt als dieses. Es klingt etwas geschwollen, als würde es dereinst in den Büchern der Menschheitsgeschichte stehen, aber wir leben in einem Zeitalter der kleinen kompakten Nahfeldmonitore, in erster Linie durch die Verbreiterung des Studiomarktes ausgelöst, mit kleinen Budgets und mäßigem Know-how Audio zu produzieren. Im Nahfeld hören heißt, in geringerem Maße Raumeinflüssen ausgesetzt zu sein, zumindest im Bereich mittlerer und hoher Frequenzen, aber wir wollen dieses Thema hier nicht weiter vertiefen. Jeder Trend löst auch einen Gegentrend aus, denn in gleichem Maße wachsen das Interesse an der Raumakustik und die Anerkennung ihrer Bedeutung für ein transparentes Abhören. Der Wunsch nach einem Sweetspot in größerer Distanz mit größeren Lautsprechern ist in den meisten Fällen ergonomischen Gründen beziehungsweise der notwendigen oder ersehnten Gestaltung des Arbeitsplatzes geschuldet. Es scheint inzwischen aus der Mode gekommen zu sein, als Tonstudio, gleich welcher Herkunft, mit einem provisorischen oder vielleicht sogar gar nicht vorhandenen raumakustischen Ausbau anzutreten. Dafür erntet man allenfalls ein mitleidiges Lächeln oder auch verständnisloses Kopfschütteln, wie ich es in der Öffentlichkeit diverser Online-Foren und -Diskussionsgruppen regelmäßig erlebe.

Mit der Entwicklung eines großen Lautsprechers verringert sich für den Hersteller automatisch die Chance auf hohe Verkaufszahlen. Der Lautsprechermarkt, der zahlenmäßig fast ausschließlich im Homerecording-Sektor angesiedelt ist, verlangt kompakte, bezahlbare Produkte, denn es ist weder Platz noch Geld vorhanden. Keine besonders gute Voraussetzung für hohe Audioqualität, was man sich regelmäßig vor Augen führen sollte, falls man selbst wieder vor einer Investitionsentscheidung stehen sollte. Mit dem Trio11 Be adressiert der französische Hersteller Focal ganz eindeutig die Zielgruppe anspruchsvoller Studios und Toningenieure. Das High-End-System lässt sich als ‚große Variante‘ des von uns vor vielleicht drei Jahren getesteten Trio6 Be beschreiben und weist viele konzeptionelle Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten auf, allerdings in anderer Konfektionsgröße. Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass Focal alle Komponenten seiner Lautsprecherprodukte selbst entwickelt – Gehäuse, Lautsprecherchassis, Weichen- und Verstärker-Elektronik. Auf diese Weise lassen sich die Einzelteile zu einem optimal abgestimmten Ganzen zusammenfügen. Diesen Umstand werte ich als generelles Qualitätsmerkmal, das sich tatsächlich über alle Focal-Studiomonitor-Modellreihen bemerkbar macht. Wie das kleinere Modell 6 stecken auch im Trio11 Be zwei Studiomonitore mit unterschiedlicher Übertragungsbandbreite. Mittel- und Hochtöner sind auf einer drehbaren Metallplatte mit eigener Bassreflex-Mechanik und geschlossenem Innengehäuse untergebracht. Mittels Fußschalter und einem Schaltklinkeneingang auf der Rückseite lässt sich der Trio11 Be zu einem ‚kleinen‘ Monitor machen. Der Tieftöner wird hierbei abgeschaltet und der Mitteltöner auf der Drehplatte übernimmt die Funktion des Tieftöners, der dann nur noch bis 90 Hz hinunterreicht. Auf diese Weise lässt sich, mit gleicher Basisbreite und Klangcharakteristik prüfen, wie die Mischung auf einem kleineren Lautsprecher mit schlanker Basswiedergabe klingt – sehr praktisch und als ‚Focus-Modus‘ einfach so Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Die Trägerplatte lässt sich mit vier Schrauben lösen und in 90 Grad-Schritten drehen. Dadurch kann sowohl ein vertikaler, als auch ein horizontaler Betrieb, wahlweise Tieftöner innen oder außen, eingerichtet werden. Das Monitorpaar bleibt dabei stets spiegelsymmetrisch. Mit diesen Spielmöglichkeiten lässt sich der Trio11 Be flexibel an räumliche Gegebenheiten anpassen.