Hörtest: Focal Shape 65

Es ist ein ausgesprochen erhebendes Gefühl, vor einer großen Konsole zu sitzen und die gesamte Studiotechnik ‚unter den Händen zu spüren‘, ganz gleich, ob sie analog oder digital ist. Großformatige analoge Konsolen werden jedoch nur noch von wenigen Herstellern angeboten, die man tatsächlich an einer Hand abzählen kann; und das natürlich aus gutem Grund, den ich hier nicht weiter erläutern möchte. Das Gleiche gilt jedoch auch für große digitale Mischpulte, die in Musikproduktionsstudios aufgrund der Preiskategorie so gut wie gar nicht anzutreffen sind. Warum ich das erzähle und inwieweit das etwas mit Lautsprechern zu tun hat? Nun, die Studiolandschaft hat sich, wie wir alle wissen und täglich erleben, dramatisch verändert. Jeder, der heute Musik produziert, ist gezwungen, sich an rein wirtschaftlichen Eckpunkten zu orientieren. Unter solchen Voraussetzungen ist es nahezu zwingend, jeden Euro umzudrehen und so klein wie möglich zu denken. Im Ergebnis heißt das, es wird im Rechner gemischt, neudeutsch ‚in the box‘, die Regieräume sind klein und wer sich etwas Besonderes gönnen will, kauft sich vielleicht noch einen mehr oder weniger großen DAW-Controller, der Studiotechnik zumindest teilweise wieder anfassbar macht. Diese Entwicklung, die ich hier nur grob skizzieren möchte, ruft auch die Lautsprecherhersteller auf den Plan, sehr gute Abhörqualität für wenig Geld anzubieten. Die DAW-Technologie samt Plug-Ins ist weit vorangeschritten und diese Qualität will man nicht mit zwei billigen Tröten beurteilen müssen, obwohl dies der Investitionsgrößenordnung in Studios eigentlich entsprechen würde.

Mit seinem umfangreichen Portfolio deckt der französische Hersteller Focal schon lange ein großes Bedarfsspektrum ab, das in diesem Jahr durch die aus drei Modellen bestehende Shape-Serie ergänzt wurde. Mit ‚Shape‘ bietet der Hersteller eine auf die Bedürfnisse kleiner Studios zugeschnittene, professionelle Studiomonitor-Serie an, die speziell auf kurze Abhördistanzen in beengten räumlichen Umgebungen optimiert wurde. Die Modellbezeichnungen ‚Shape 40‘, ‚Shape 50‘ und ‚Shape 65‘ markieren die Größe des eingesetzten Tieftonchassis in Zoll. Der Unterschied ergibt sich dementsprechend aus der Gehäusegröße, der Leistung und der tiefsten unteren abzubildenden Frequenz. Ob professionelles Monitoring mit fast zierlichen Gehäuseabmessungen auf kurze Abhördistanzen, dazu auch noch für wenig Geld, möglich ist, werden wir im Laufe dieses Testberichtes herausfinden.