Hörtest: Focal Listen Professional

Der französische Lautsprecher-Spezialist Focal bewegt sich seit nunmehr sechs Jahren in den 35 Jahren seiner Firmengeschichte auch in einem artverwandten Terrain und bietet mit dem ‚Listen Professional‘ den inzwischen dritten Kopfhörer nach Spirit Pro und Clear Pro an, drei Modelle, die explizit für den Tonstudio- oder mobilen Aufnahmebetrieb entwickelt wurden. Ich stelle mir die Frage, was denn wohl den Unterschied zwischen einem Studio- und einem HiFi-Kopfhörer ausmacht. Auch wenn es etwas vorurteilbehaftet klingt, aber im Kreise der audiophilen Genusshörer sind nicht viele, die wirklich das hören möchten, was der Tonmeister gemeint hat, sondern eine mehr oder weniger stark geschminkte Form des eigentlichen Originals mit glänzenden Höhen und einem satten Tiefenfundament, wenn es geht, in monumentaler Breite und Tiefe, eben schöner als in Wirklichkeit. Das mag nicht für alle zutreffen, aber damit bewegen sich professionelle Anwender und HiFi-Enthusiasten auf unterschiedlichen Ebenen, die auch nicht so leicht übereinzubringen wären, obwohl beide im gleichen Boot sitzen. Der Profi hat ganz einfache Ansprüche: er will eine ehrliche, natürliche, ungeschönte, transparente Abbildung dessen, was er gerade an Klangvorstellung umzusetzen versucht.

So einfach das klingt, so schwierig ist die Realisierung, so wie ich meine, auch schwieriger als eine kosmetisch übertriebene Form der Wahrheit. Ein zweiter Aspekt sind Optik und Praxistauglichkeit. Während sich der Genusshörer an edlen Materialien erfreut, braucht der Profi ein widerstandsfähiges, robustes Werkzeug, das den Alltagsbetrieb aushält. Mundgeklöppelte Vogelaugenahorn-Intarsien sind da eher im Weg. Wenn wir uns den vorliegenden Testkandidaten, den Listen Pro anschauen, sehen wir eine Mechanik aus robustem Kunststoff und ein sehr schlichtes Design, bei dem die Mikrofaser-Ohrpolster in burgund-rot schon fast extravagant wirken. Kopfhörer für den professionellen Einsatz müssen aber auch mit hohem Tragekomfort aufwarten können, denn in bestimmten Situationen, zum Beispiel bei der mobilen Aufnahme, hat man den Kopfhörer über Stunden auf dem Kopf, da er die einzige Kontrollinstanz ist. Der Listen Pro ist ein Kopfhörer, der als Abhörreferenz, aufgrund seiner geschlossenen Bauform auch als Monitor-Hörer und sogar als Spaßhörer am Smartphone genutzt werden kann. Der Hersteller hat mit einem zweiten Kabel, das zum Lieferumfang gehört, mit einer integrierten Remote und einem Mikrofon sogar dafür gesorgt, dass der Listen Pro auch als ‚Freisprechanlage‘ zum Einsatz kommen kann. Ein bisschen Lifestyle ist also auch dabei, für den modernen Musikproduzenten, der in seinem Stammcafé Songs editiert und nebenbei die Gespräche aus Los Angeles entgegennimmt.