Hörtest: Dan Clark Audio AEON 2

Seit ich die Vorteile eines magnetostatischen Kopfhörers für einen Einsatz im Studio für mich entdeckt habe, singe ich das Lied vom unbestechlichen Klang eines Kopfhörers, der, wie mein Abhörsystem, sehr linear in den Tiefen abbildet. Ich stehe mit meiner Meinung sicher nicht alleine da, und lege dabei auch eine gewisse Sturheit an den Tag, aber ich kann natürlich auch nicht ignorieren, wie viele meiner geschätzten Kollegen gerne hören möchten. Sie plädieren für einen, natürlich kontrolliert, betonteren Bassbereich, den sie übrigens auch von ihrem Lautsprecher-Abhörsystem erwarten. Es muss ein gewisser Druck in der Magengegend spürbar sein, damit man weiß, wann es genug ist. Druck in der Magengegend geht mit einem Kopfhörer bekanntermaßen nicht, es sei denn, man hat zu viel gegessen, aber zumindest soll ja eine Hörkompatibilität auch im Fall einer erhöhten Tiefendosis gewährleistet sein. Ich respektiere natürlich die Meinung von Kollegen, die nachgewiesenermaßen wissen, was sie tun und das auch bei ihrer täglichen Arbeit immer wieder unter Beweis stellen. Also ließ mich daraufhin auf diesen Hörtest ein, mit einem Kopfhörer in der Hauptrolle, der die vielen Wünsche aus dem breiten Markt berücksichtigt, mehr Sex in den Tiefen erleben zu wollen.

Linear wird scheinbar mehrheitlich als unerotisch empfunden, nicht nur von Genusshörern, sondern auch von vielen Studios, die Musik produzieren, besonders Musik, die von einem kräftigen Tiefbassfundament lebt. Dort findet man passend dazu auch das große Lautsprecherbesteck mit mehr als einem Tieftöner oder aber einer nach Kräften erweiterten Subwoofer-Ausstattung. Bitteschön, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Entscheidend ist schließlich, wie unser Altbundeskanzler Helmut Kohl dereinst konstatierte, was hinten herauskommt. Bei der Einmessung von Abhörsystemen werde ich meistens am Schluss gefragt, ‚ob da vielleicht noch ein bisschen mehr in den Tiefen geht.‘ Aber natürlich geht da was, nichts einfacher als das. Der Kunde ist König, und es gibt nichts Schöneres, als ihn am Ende glücklich und zufrieden zu sehen.

Zu Beginn meiner Ausführungen muss ich zunächst Irrtümern vorbeugen, die durch den Namenswechsel des Herstellers MrSpeakers zu Dan Clark Audio aufkommen könnten. Natürlich kann man sich fragen, warum sich ein Kopfhörerhersteller ausgerechnet ‚MrSpeakers‘ nennt. Dafür gibt es natürlich Gründe, die in der frühen beruflichen Geschichte des Firmeninhabers Dan Clark verankert liegen. Seine Ambitionen, Audiotechnik zu entwickeln, begannen bereits während seines Studiums, als er sich mit der Konzeption von Lautsprechersystemen für die eigene Nutzung und schließlich auch für den Verkauf beschäftigte. Schon sehr bald startete er eine eigene Firma und nannte sie dem Unternehmenszweck folgend ‚MrSpeakers‘. In dieser Zeit schickte sich gerade der Kopfhörer-Markt an, deutlich an Fahrt aufzunehmen und Dan Clark begann, zusätzlich daran zu arbeiten, geschlossene Kopfhörer auf ein neues Klangniveau zu heben. Zu den ersten daraus resultierenden Produkten gehörten modifizierte Fostex-Kopfhörer, die schnell eine große Fangemeinde fanden und den Namen des Urhebers in der Modder-Szene bekannt machten. Konsequenterweise entstand daraus der Wunsch, vollständig eigene Kopfhörersysteme zu entwickeln, auf magneto- und elektrostatischer Basis und Dan Clark konnte seine Produkte sehr schnell erfolgreich am Markt platzieren. Das Lautsprecherthema war damit Geschichte und die Kopfhörer wurden zum Kerngeschäft der kalifornischen Firma, aber der Name blieb. Nachdem im Kreis der Anwender immer wieder die Frage aufkam, warum sich ein Kopfhörerhersteller ‚MrSpeakers‘ und nicht ‚MrHeadphones‘ nennt, sollte zu einem gegebenen Anlass auch eine Umbenennung des Unternehmens erfolgen. ‚MrHeadphones‘ ist zugegebenermaßen eine Erfindung von mir – man entschied sich, den Firmengründer als Namensgeber zu wählen, weshalb die Produkte der Firma, formerly known as MrSpeakers, fortan das ‚Dan Clark Audio‘ Label tragen werden. Mit Verlaub, von außen betrachtet viel Lärm um nichts, aber vielleicht wurden die vielen Warum-Frager ja tatsächlich lästig. Als Anlass, die Umfirmierung bekannt zu geben, diente Dan Clark Audio die Vorstellung zweier neuer Kopfhörer, genauer gesagt, zweier überarbeiteter Modelle aus dem bestehenden Portfolio – AEON 2 Open und Closed. Ich hatte das (ursprüngliche) geschlossene Modell Ende 2018 schon einmal getestet, für gut befunden und in mein Herz geschlossen. Seither dient mir dieser Hörer als zuverlässige Referenz. Auch Rückmeldungen aus dem Lager unserer Leser deuteten darauf hin, dass der Mehrheitsgeschmack wohl eher in Richtung ‚kräftigere Tiefen‘ geht. Darf ich also vorstellen… der AEON 2 Closed mit mehr Bass… aber nicht nur das.