Hörest: MrSpeakers Ether2

Im Oktober des vergangenen Jahres testete ich erstmals einen Kopfhörer des in Kalifornien ansässigen Herstellers MrSpeakers, den AEON Flow Closed, einen geschlossenen magnetostatischen Kopfhörer, der mir vom deutschen Exklusivvertrieb AudioNEXT mit Sitz in Essen zum Test zur Verfügung gestellt wurde und seitdem zu meinem bevorzugten Mastering-Hör-Besteck gehört. Der jüngste Spross der kalifornischen Kopfhörer-Manufaktur heißt  Ether2, wiederum mit einem magnetostatischen Antrieb, der als bezahlbare und auch klanglich durchaus konkurrenzfähige Alternative zu sehr teuren elektrostatischen Kopfhörersystemen gilt. Bislang war das Gewicht eines magnetostatischen Systems ein wesentlicher Faktor. Genau hier setzt MrSpeakers mit dem  Ether2 an. Mit 290 Gramm ist das neue Modell ein echtes Leichtgewicht und bietet einen hervorragenden Tragekomfort. Inwieweit die klangliche Qualität von der Gewichtsersparnis beeinflusst ist, wollen wir unter anderem in diesem Testbericht klären.

Auch beim Ether2 kommt die von MrSpeakers ersonnene V-Planar-Technologie zum Einsatz, die sich als Kombination aus Strömungsoptimierung und einer Ziehharmonika-artig gefalteten Membran präsentiert, die im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich leichter ist. Ein magnetostatischer Treiber besteht aus einem Permanentmagnetsystem und einer meist sehr dünn gestalteten Membran/Folie, auf die ein Leitermaterial aufgebracht ist und die sich gleichförmig flächig im Magnetfeld bewegen soll. Für die generierten Luftdruckveränderungen ist die Geometrie des Magnetmaterials prinzipiell erst einmal ein Hindernis, weshalb MrSpeakers eine strömungsgünstige Form entwickelte, die Verwirbelungen ausschließt und damit zu einer verzerrungsarmen Übertragung auch feiner Details beiträgt. Wenn eine Membran eingespannt wird, erfährt sie über ihre Fläche in der Mitte prinzipbedingt eine höhere Auslenkung als am Rand. Durch eine feinstrukturige Faltung der Membran zur ‚Ziehharmonika‘ wird das Material an den Randbefestigungen biegeweicher, so dass ein sehr viel größerer Teil der Membranfläche einförmig schwingen kann. In der Folge ergibt sich eine deutlich homogenere Bewegung der Membranfläche, die bei tiefen Frequenzen mehr Luft bewegt, sich aber auch positiv auf Höhenwiedergabe, Detailabbildung und Linearität auswirkt. Im Hörergebnis haben magnetostatische Kopfhörer für mich eine neue Hördimension definiert, seit ich vor 10 Jahren zum ersten Mal dem Audeze LCD-2 begegnete. Für mich war die Differenz zwischen Lautsprecher- und Kopfhörerhören so unerträglich groß, dass ich kaum Freude an der Nutzung eines Kopfhörers finden konnte. Inzwischen kann ich einen solchen Kopfhörer aufsetzen und verliere nicht mehr den Bezug zum Lautsprecherklangbild, sondern kann meine Hörbewertung einfach fortsetzen. Das halte ich für einen sehr großen Fortschritt. Der MrSpeakers-Gründer, um die Geschichte ins Gedächtnis zurückzurufen, heißt Dan Clark, der damit begann, auf Basis eines Fostex TR50P Magnetostaten seinen ersten Kopfhörer mit dem kuriosen Namen ‚Alpha Dog‘ zu entwickeln, in dem er dem Fostex-Hörer ein neu abgestimmtes Gehäuse verpasste. Dies war der Start für vollständig eigene Entwicklungen, die in der Ether-Serie mit inzwischen drei Modellen, der Aeon-Serie mit zwei Modellen und dem teuersten Modell ‚Voce‘ gipfelten.