Hintergrund: Geschichte des künstlichen Nachhalls

Die Geschichte des Nachhalls ist auch eng mit der Geschichte des Studio Magazins verknüpft. Anno 1984 veröffentlichten wir ein Special über digitale Hallgeräte. Dort ist die Rede von einer ‚in dieser Form nur höchst seltenen Gelegenheit‘. Alle wichtigen digitalen Hallgeräte des internationalen Marktes standen zum Hörvergleich bereit. Mit dabei waren mit dem AMS RMX 16, EMT 251 und 252, Lexicon 224 X und Lexicon 200, Ursa Major 8X32, dem Quantec Raumsimulator, Sony DRE-2000 und Yamaha REV-1 bis heute gesuchte Klassiker, die im Vergleich zu heute ein kleines Vermögen kosteten. Plus ‚Bühnen‘-Hallgeräte von Yamaha und Dynacord, die im Vergleich ‚unter rasch gewonnener Erkenntnis, für rund 2.000 DM bestimmt keinen konkurrenzfähigen digitalen Nachhall, sondern lediglich so etwas wie einen Halleffekt‘ erzeugen zu können, mit fast elitärer Geste abqualifiziert wurden. Mitte der 1980er war die Blütezeit der großen Hardware-Hallgeräte. Zwei Jahre nach dem besagten Bericht wird sich das Lexicon 480L ein ‚ewiges‘ Denkmal setzen. Mit allen genannten Geräten wurde Musikgeschichte geschrieben und ein bestimmter Klang auf das Vinyl oder ein CD Glasmaster geprägt. Bis heute schätzen wir auch den Klang von Simulationen altertümlicher Hallspiralen und Hallplatten, und eben den Digitalgeräten mit 12 Bit Auflösung und 8 kHz Bandbreite. Inzwischen können diese Hallgeräteklassiker für wenige hundert Euro als überraschend authentische Plug-In-Emulation erworben werden, auf nativer oder DSP-Basis. Nur noch ganz wenige Hardware-Hallgeräte am Markt sind konkurrenzfähig und bieten etwas Besonderes, der überwiegende Teil der Industrie arbeitet mit Plug-Ins.

Tatsächlich wurde aber auch schon zu Beginn der digitalen Hallsimulation die mechanische Vorgängertechnologie simuliert, in Gestalt von Hallkammer und Hallplatte. Ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der tontechnischen, künstlich erzeugten Nachverhallung ist eine spannende Angelegenheit, und ist darüber hinaus auch interessant, um die aktuellen Hallprogramme in ihrer klassischen Anwendung zu verstehen. Für diesen Artikel begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise.