Feature: Schoeps MiniCMIT

Die Arbeit am Filmset erfordert ganz spezielle Arbeitsweisen und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Produktion im Studio, sei es Aufnahme, Nachbearbeitung oder Mischung. Die absolute Zuverlässigkeit der Werkzeuge, Improvisationsvermögen, die Unabhängigkeit vom Stromnetz, Zeitdruck, Wetterbedingungen oder Umgebungsgeräusche, die nicht zum Nutzsignal gehören, sollen uns als wenige Beispiele von vielen dienen. Normalerweise findet man in diesem Magazin keine Mikrofon-Einzeltests, doch müssen wir im Falle des brandneuen MiniCMIT von Schoeps eine Ausnahme machen, denn ein solches Richtrohr-Mikrofon passt nicht in das ‚Korsett‘ unserer jährlichen Studio-Mikrofontests der Reihe ‚Das letzte große Abenteuer‘, die allesamt der Musikaufnahme im Aufnahmeraum verschrieben sind. Die CMIT-Serie von Richtrohren des Karlsruher Mikrofonspezialisten wird wahrscheinlich zu 90 Prozent im Bereich der Filmton-Aufnahme am Set zum Einsatz kommen und muss damit auch Lösungen für die Widrigkeiten und Anforderungen dieser sehr speziellen Arbeitssituation vorhalten. Wenn der Redakteur über keine eigenen praktischen Erfahrungen verfügt, muss er sich der Mitarbeit von Fachleuten bedienen und so führte ich viele Gespräche mit Filmton-Kollegen, die allesamt an einer Betatest-Phase für das MiniCMIT teilnahmen und entsprechende praktische Erfahrungen sammeln konnten.

Die CMIT-Serie umfasst mit der Vorstellung des neuen, sehr kompakten MiniCMIT nunmehr drei Modelle. Alle CMIT-Mikrofone verwenden das gleiche Interferenz-Rohr, das sich durch eine hohe Richtwirkung bei gleichzeitig geringen Verfärbungstendenzen seitlich auftreffenden Schalls auszeichnet. Das 2005 eingeführte CMIT 5 konnte sich aufgrund dieser Eigenschaften schnell eine Führungsposition in einem bereits von anderen Marken besetzten Markt erobern. Das als zweites vorgestellte SuperCMIT ist eine Kombination aus klassischem Richtrohr mit zweiter Kapsel und DSP-algorithmischer Unterstützung, um eine extreme Richtwirkung über einen weiten Frequenzbereich in besonderen Situationen anbieten zu können. Mit dem MiniCMIT – der Name ist hier auch wirklich Programm – kommt nun ein sehr kompakter, klanglich kompatibler Vertreter hinzu, der die beiden anderen Modelle in ganz spezieller Art und Weise ergänzt. Die Miniaturisierung erfolgte im Bereich der Verstärkerelektronik, denn, wie schon erwähnt, bedienen sich alle drei Modelle des gleichen Richtrohr-Elementes. Mit 78 Gramm ist es natürlich auch die leichteste Variante (CMIT 5 95 Gramm, SuperCMIT 112 Gramm). Das MiniCMIT verfügt über festes Lowcut-Filter bei 70 Hz mit einer Steilheit von 24 dB pro Oktave und besitzt nicht die von den Tonkollegen mehrheitlich geschätzte, schaltbare 5-dB-Höhenanhebung bei 10 kHz, die gerne zum Ausgleich der Wirkung von Windkörben oder zur Erhöhung der Sprachverständlichkeit genutzt wird. Bei den anderen beiden Modellen ist zudem der Lowcut schaltbar. Mit identischer Empfindlichkeit (16.5 mV/Pa), gleichem Frequenzverlauf und ebenso gleichen Rauschwerten (14 dBA) bleibt das MiniCMIT auch auf der technischen Seite absolut vergleichbar zum CMIT 5, kann mit seiner Ausgangsimpedanz von 100 Ohm aber ‚nur‘ mit 100 Meter maximaler Kabellänge betrieben werden (CMIT 5, 50 Ohm = 400 m).