Testbericht: Cranborne Audio Carnaby 500

Die Carnaby Street in London gilt bis heute als kulturelles Epizentrum der Kunst-, Mode- und Musikszene. Der Straßenname wurde bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts vom Carnaby House abgeleitet, dem ersten Haus, das an dieser Straße gebaut wurde. In den 1950er Jahren entstand dort die erste Herrenboutique, es folgten in den 60ern viele weitere Modegeschäfte mit Kunden wie Jimi Hendrix, The Beatles, The Rolling Stones oder The Kinks. Die Carnaby Street war farbenfroh und lebendig, Stilikonen wie Brigitte Bardot oder Elisabeth Taylor gehörten zu den dort regelmäßig einkaufenden Stammgästen. The Kinks veröffentlichten 1966 ‚Dedicated Follower of Fashion‘, einen Song, in dem nicht ganz ohne Augenzwinkern vom Aufmarsch der ‚Carnabetian Army‘ die Rede ist. In den 70ern eroberten Punks wie The Sex Pistols das seinerzeit bereits zur Fußgängerzone umgebaute Areal. Britische Designergrößen wie Vivian Westwood oder Mary Quant stellten ihre ausgefallenen Kreationen vor, die Carnaby Street wurde zum modischen Zuhause aller Musikrichtungen und ist bis heute die Heimat für kulturelle Ereignisse und Präsentationen geblieben, die sich inzwischen auch außerhalb des Londoner Musikgeschehens bewegen. Ein Hersteller, der sein Produkt nach dieser Straße benennt, Carnaby 500 Harmonic EQ, weckt bei der geneigten, potentiellen Anwenderschaft natürlich entsprechend große Erwartungen. Ob diese erfüllt werden, … Sie wissen schon… wir schauen uns das einfach gemeinsam an.

Die 60er und 70er Jahre waren in musikalischer Hinsicht Geburts- und Pionierphase vieler neuer Ideen und Ausdrucksformen, deren technische ‚Transportmittel‘ bis heute im Original oder als digitale Emulation verstärkt Einsatz finden, um aktuellen musikalischen Darbietungen ‚Charakter‘ zu verleihen oder ‚Leben‘ einzuhauchen. Viele Geräte aus dieser Epoche produzierten, technisch unvermeidbar, ‚Charakter‘, jedoch nicht in kontrollierbarer Form, denn viele dieser Werkzeuge waren ‚One-Trick-Ponys‘, weshalb bis heute eine ganze Armada von Gerätschaften für eine unterschiedliche ‚Farbgebung‘ vorgehalten werden muss. Vor diesem Hintergrund wurde bei Cranborne Audio in Potters Bar, einer Kleinstadt in der englischen Grafschaft Hertfordshire an der Grenze zu Greater London, lange an einem Konzept gearbeitet, Klangtextur beherrsch- und einstellbar zu machen. Herausgekommen ist dabei ein EQ, der eigentlich kein EQ ist, aber wie ein solcher bedient wird. Vom ersten Prototypen, schon im populären API-500-Format ausgeführt, aber ungefähr viermal so lang wie das fertige Produkt, bis zum marktreifen Harmonic EQ beschritt das Entwicklerteam einen kreativen und intensiven Weg, der in einer sehr aufwändigen Schaltung gipfelte, die man getrost als eine der innovativsten analogen Entwicklungen der letzten Jahre bezeichnen darf.