Story: 11. Mischen Impossible in Bezau

2019 konnten wir mit dem Gastbeitrag ‚Ziemlich Beste Freunde‘ ein Seminarkonzept vorstellen, das aus den eigenen Reihen der Teilnehmer entstanden war – in einer traumhaften Kulisse der Vorarlberger Berglandschaft und einem Seminar-Bildungs-Hotel der allerersten Klasse. Nach nunmehr vier weiteren Jahren gab es 2022 ein 10jähriges Jubiläumstreffen und selbst im Corona-Jahr 2021 hatten wir es geschafft, einen ‚grünen‘ Slot für Bezau zu bekommen. Mittlerweile ist ‚Mischen Impossible‘ ein eigenständiges ‚Kult-Tonmeister-Treffen‘ geworden, dessen Programm im Kern vor allem Praxisthemen, beruflichen Erfahrungsaustausch untereinander, aber auch Ansätze für kritische Betrachtungen und Diskussionen aus unserer Technik-Welt vereint.

Mit dem Begriff ‚Kult‘ wollten wir in diesem Jahr aber nicht unserem eigenen Ego, sondern in der Erweiterung der Kultur frönen und dabei wertschätzend insbesondere auf die Bedeutung von ‚Kulturgut‘ aufmerksam machen. Was passt hier als Lernobjekt besser als die traditionsreiche Volksmusik, die hier in Form einer engen Verbindung zwischen den Menschen und der Bergwelt seit Jahrhunderten einen besonderen Stellenwert hat – nicht nur in der älteren Generation, sondern auch im Bereich ‚Jugend musiziert‘. Musikschulen, Landeskonservatorien bis hin zum berühmten ‚Mozarteum‘ in Salzburg liefern einen sehr professionell geprägten musikalischen Standard. Bestes Beispiel ist unser VDT-Mitglied Alexander Kuttler, der mit seinen 22 Jahren in Innsbruck neben dem Jazz-Musik Studium innerhalb eines Jahres eine ‚Swingtime Big Band‘ im Stile von Glenn Miller gründete, deren Bandleader ist und auch bereits in den USA vorstellig war.

In den vergangenen Jahren waren Liveaufnahmen von Barock bis Jazz Gegenstand der MI-Workshops, aber diesmal sollte es für den Bregenzerwald typische Musik sein.

Was passiert, wenn man Musiker aus dem Bregenzerwald zu Aufnahmen für den MI-Workshop nach Bezau einlädt? Dann entstehen Videos und Audioaufnahmen mit skurril anmutenden Titeln wie zum Beispiel ‚Mesmars Bündt‘ (Erklärung folgt). Eine Internetrecherche im Vorfeld führte zu Ulli Troy aus Egg, der seit Jahrzehnten in verschiedenen Formationen erfolgreich durch ‚den Wald‘ tourt. Ulli brachte uns drei unterschiedliche Gruppen vor die Mikrofone und Kameras: Jung und spritzig musizierten die Streicherinnen von ‚Messis Cellogruppe‘, hintersinnig und mit frechem Humor sangen und spielten ‚Hanskaspas Enkel‘ und dreistimmig erklangen glasklar die Frauenstimmen von ‚Zündschnur und Bänd‘. Allen Ensembles war gemeinsam, dass fast alle Texte im Wälder Dialekt gesungen wurden, was die Kollegen, die meist des Alemannischen nicht mächtig waren, ziemlich ins Schwitzen brachte. Allen Sprachbarrieren zum Trotz entstanden aber in Bezau schöne Bild- und Tondokumente, wie beispielsweise das eingangs erwähnte ‚Mesmars Bündt‘ (= Friedhof), eine Dialekt-Adaption von John Prines Song ‚Please don’t bury me‘.

Wir verabredeten einen im Nachhinein betrachtet ‚sehr langen‘ Produktionstag, um mit den Gruppen zu arbeiten, aufzunehmen, Kameras mitlaufen zu lassen und ganz schnell auch noch ein Playback im Klostergarten mit Bergkulisse aufzuzeichnen. Die Seminargruppe organisierte sich für die Aufnahmen entsprechend in drei ‚Schichten‘ mit klar vergebenen Rollen, wie Aufnahmeleitung, Kamera, DAW, Auf- und Abbau und so weiter. Von der Professionalität gerade der jungen Streichergruppe ‚Messis‘ unter Leitung von Evelyn Fink-Mennel waren wir als gestandene Tonprofis ziemlich überrascht!