Testbericht: Lake People Phone-Amp G108

Was in der audiophilen Szene schon länger diskutiert wird, findet inzwischen auch bei den Audioprofis mehr Gehör: eine optimale Kanaltrennung durch eine symmetrische Ansteuerung des Kopfhörers. Im Prinzip trägt in einem klassisch unsymmetrisch aufgebauten Kopfhörerverstärker die Masse als nicht ganz so idealer, gemeinsamer Bezugspunkt zu einem, meist geringen, Übersprechen zwischen den Stereokanälen bei. In einem symmetrischen Kopfhörerverstärker fällt die Kanaltrennung hingegen prinzipbedingt sehr hoch aus. Die Diskussion darüber, ob man die bessere Kanaltrennung hören kann, da sich das durch den Aufbau mit Massebezugspunkt bedingte Übersprechen in einem doch sehr kleinen Bereich bewegt, ist bereits in vollem Gange. Es kommt wirklich darauf an, wie ‚schlecht‘ die Kanaltrennung einer unsymmetrischen Vergleichsschaltung ist beziehungsweise sein kann. Ich habe zum ersten Mal den Unterschied zwischen unsymmetrisch und symmetrisch auf hohem Niveau mit einem LCD-5 von Audeze gehört und seinerzeit konstatiert, dass der Kopfhörer besonders präzise abbilden muss, um die feinen Unterschiede überhaupt wahrnehmen zu können. Audiophile Fans, die gerne Vinylschallplatten mit dem Kopfhörer genießen, sind, vielleicht, ohne es zu wissen, mit frequenzabhängigen Übersprechwerten von 20 bis 25 dB konfrontiert. In einem unsymmetrischen Kopfhörerverstärker vagabundierende minimale Restsignale werden da vermutlich keine Rolle spielen. Bei der Wiedergabe digital aufgezeichneter Musik sieht das durch die maximale Kanaltrennung möglicherweise anders aus.

Das exakte Gegenteil von Kanaltrennung beschreibt der Einsatz von Crossfeed-Schaltungen in Kopfhörerverstärkern, um das beim Hören über Lautsprecher auf natürliche Weise entstehende Übersprechen elektronisch zu simulieren und die Stereobasisbreite entsprechend zu verengen. Nicht verwechseln darf man diesen Designansatz mit einer sich einstellenden Außer-Kopf-Lokalisierung, die durch einfaches Kanalübersprechen nicht realisierbar wäre. Es geht tatsächlich nur um eine dem Stereodreieck angepasste Hörperspektive, immer noch im Kopf, aber nicht mehr über die gesamte Strecke von Außenohr zu Außenohr. Ich für meinen Teil möchte die systemtypische Kopfhörerästhetik dieser breiten 180-Grad-Stereobühne möglichst vollständig ausschöpfen, da das für mich eine tatsächlich echte Höralternative zu meinem Lautsprechersystem darstellt.