Hörtest: HEDD Audio HEDDphone

Man möge mir das Wortspiel in der HEDDline verzeihen, aber angesichts der Kreativität des Herstellers, bei der Namensgebung für sein erstes Kopfhörerprodukt eine vermutlich nicht auf den ersten Blick sichtbare Steilvorlage verwandelt zu haben, fühlte ich mich angespornt, meiner Wortschöpfungslust ebenfalls freien Lauf zu lassen. Mit der Vorstellung seines HEDDphone präsentierte der Berliner Hersteller HEDD Audio gleichzeitig eine Weltneuheit, deren Entstehungsgeschichte eine Menge Kopfarbeit erfordert haben muss. Eine Jahrzehnte alte Erfindung des deutschen Physikers Oskar Heil, der Ur-Air-Motion-Transformer, sollte das Leben des Lautsprecherentwicklers und Physikers Klaus Heinz nachhaltig verändern. Als er 2015 die von ihm gegründete Firma ADAM Audio nach gut 15 Jahren verließ, hatte er mit dem von ihm weiterentwickelten Air Motion Transformer quer durch eine große Modellreihe von Studiomonitoren bereits eine deutliche ‚Duftmarke‘ in der Branche hinterlassen. Eingesetzt als Mittel- und Hochtöner war dieses spezielle und tatsächlich einzigartige Schallwandlerprinzip in der Lage, die Luftteilchen zu einer sehr viel schnelleren Oszillation zu bewegen, als dies von herkömmlichen Tauchspulen-Konzepten bekannt war. In einer ähnlichen Kategorie bewegen sich vielleicht noch Elektro- und Magnetostaten mit ihren großflächigen, leichten Planarmembranen. Die besondere Herausforderung und Entwicklungsleistung lag für Klaus Heinz in der Ertüchtigung seines AMTs, auch tiefe Frequenzen wiedergeben zu können, was bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand probiert hatte.

Das Besondere an der von HEDD Audio in seinen Studiomonitoren integrierten AMT-Technologie, die übrigens weiterhin von ADAM Audio und auch von einem dritten erfolgreichen Berliner Lautsprecherhersteller namens EVE Audio eingesetzt wird, ist die Arbeitsweise und Bauform der Membran. Alle drei entwickelten ‚auf eigene Faust‘ und unabhängig voneinander an diesem Prinzip weiter, doch Klaus Heinz wollte einen noch größeren Schritt wagen. Die elektrisch leitende Membran bewegt sich in diesem Schallwandler nicht in einem Magnetfeld vor und zurück, sondern ist wie eine Ziehharmonika gefaltet und wird in einem sehr starken Magnetfeld auseinandergezogen und zusammengedrückt. Dadurch entsteht durch abwechselndes Entweichen und Einsaugen der Luft eine deutlich stärkere Druckveränderung, die zu einer exzellenten Transientenwiedergabe und einem besonders präzisen Zeitverhalten führt. Seit 2019 arbeitete Klaus Heinz an einem Vollbereichs-Design nach dem AMT-Prinzip mit dem Ziel, diesen Schallwandler mit seinen inhärenten positiven Eigenschaften in einem Kopfhörer unterzubringen. Während der größere Platzbedarf des AMTs in einem Lautsprecherdesign wenig Probleme bereitet, sieht das Ganze in einem Kopfhörer schon etwas anders aus, was auch der Grund für das auffällig bullige Erscheinungsbild des HEDDphone ist. Tiefe, weiche, umschließende Ohrpolster schaffen einen vergleichsweise großen, wohl beabsichtigten Abstand zum Außenohr und auch das Gehäuse ist für den Platzbedarf der Faltmembran etwas voluminöser ausgefallen. Um eine maximale Breitbandigkeit des neuen Schallwandlers zu erreichen, der einen Übertragungsbereich von 10 Hz bis 40 kHz (Herstellerangaben) abdeckt, bediente sich Klaus Heinz eines ‚Tricks‘, nämlich eines komplexen geometrischen Systems von unterschiedlich großen Faltungen, genannt ‚Variable Velocity Transform‘, kurz VVT.