Testbericht: Flock Audio Patch

Es gibt verschiedene Wege, im Studio Verbindungen herzustellen. Die meisten werden auf der Rechnerebene durch einen Mausklick geschaltet und daher als selbstverständliche Systembeigabe wahrgenommen. Ganz so einfach ist das in der analogen Welt bekanntlich nicht – man benötigt ein Steckfeld. Die im Studio gebräuchlichste Bauform eines Steckfeldes ist die auf der Basis von TT-Klinken (Tiny Telephone oder auch Bantam-Stecker aus der Telefontechnik): geringer Platzbedarf, kurzschlusssicher beim Stecken und, zumindest in einem gut gepflegten Zustand durch den regelmäßigen Einsatz eines Reinigungssteckers, auch sichere Audioverbindungen. Gegen diese sehr verbreitete Lösung spricht die Tatsache, dass Klinkenbuchse und Klinkenstecker eine nur sehr kleine Kontaktfläche miteinander teilen. Der runde Stecker mit nur geringem Durchmesser trifft auf einfache Federkontakte. 6,3 mm Klinken nehmen mehr Platz weg, arbeiten aber nach dem gleichen Prinzip, weshalb man in manchen Installationen auch XLR-Steckfelder findet, die natürlich noch mehr Platzbedarf einfordern, sich allerdings auch mit einer extrem sicheren Steckverbindung (Stifte/umschließende Hülsen) empfehlen. In kleinen Installationen wäre das also immer die bessere Wahl, einmal abgesehen von ‚Steckfeld-Profis‘ wie Ghielmetti oder Lemo, die allerdings sehr teuer sind, und das auch mit Recht.

Ein Problem haben alle Steckfelder gemeinsam. Man kann einen Steckzustand nicht ‚speichern‘, nicht einmal durch das oft bei analogen Geräteeinstellungen bemühte Digitalfoto aus dem Smartphone. Im Reich der DAW sind wir von all diesen Sorgen befreit, denn dort gehört das Speichern von statischen ‚Steckverbindungen‘ zu den Fingerübungen, angesichts der Speicherungsmöglichkeit komplexer dynamischer Regelvorgänge. Wäre es nicht schön, analoge Verbindungen auch durch einen Mausklick schalten und speichern zu können? Nun, so etwas gibt es inzwischen von CB Electronics aus England (Colin Broad) oder auf Relais-Basis, allerdings sind letzterer Art der technischen Umsetzung prinzip- oder baubedingt räumliche Grenzen gesetzt und die Anzahl der anschließbaren Geräte recht begrenzt. Genau an dieser Stelle setzten auch die Gedanken eines gewissen Darren Nakonechny, Gründer und Geschäftsführer des in Kanada ansässigen Unternehmens Flock Audio, ein, den Platzbedarf für ein Steckfeld auf der Basis einer aktiven Elektronik auf ein Minimum zu reduzieren und gleichzeitig die Bedienung unter digitale Kontrolle zu stellen. 2016 begann diese Reise, die zwei Jahre später in der Gründung von Flock Audio und der Vorstellung des ersten Produktes gipfelte. Mittlerweile ist ‚Patch‘ kein Gerät mehr, sondern eine zurzeit aus drei Geräten bestehende Serie, die sich vor allem im Preis und der Anzahl der verfügbaren Steckverbindungen unterscheiden. Die kleinste Variante heißt Patch LT und bietet 32 Schaltpunkte, was 16 Eingängen und 16 Ausgängen entspricht. Patch ohne weiteren Namenszusatz stellt 64 Schaltpunkte und Patch XT 192 Schaltpunkte zur Verfügung. Während die beiden kleineren Ausführungen jeweils eine 19-Zoll-Höheneinheit in Anspruch nehmen, braucht das derzeitige Flaggschiff-Modell XT drei Höheneinheiten. Die Funktionalität und Steuerung sind im Prinzip bei allen Geräten identisch, allerdings gibt es im Detail Unterschiede wie zum Beispiel die Anzahl der mit Phantomspeisung ausgestatteten Eingänge. Der Hersteller verwendet eine patentierte Matrix-Technologie, um die Ein- und Ausgänge zu schalten, über deren Details er sich ausschweigt, so dass wir nicht viel darüber sagen können. Allerdings gibt es glücklicherweise unsere messtechnische Abteilung in Berlin, die im entsprechenden Abschnitt verlässliche und objektive Aussagen über die technische Qualität treffen kann. Wir erhielten vom frisch gebackenen deutschen Vertrieb MasteringWorks die Patch-Variante mit 64 Schaltpunkten, die zunächst nach Berlin zur ‚ärztlichen Untersuchung‘ reiste, um anschließend für den praktischen Test auf meinem Tisch in Oberhausen zu landen.