Interview: Die Klangschmiede

Für ein Stadtkind wie mich, einen Eingeborenen aus dem Ruhrpott, fühlen sich Besuche in ländlich gelegenen Studios immer ein bisschen wie Urlaub an. Grünes gibt es zwar auch bei mir zu Hause, aber so viel Gegend wie im schönen Westerwald, genauer gesagt, um das von rund vierhundert Seelen bewohnte Dörfchen Wölmersen herum, ist dann doch alles andere als alltäglich. Auf der grünen Wiese entstand auch vor etwa zweieinhalb Jahren die Klangschmiede, ein Tonstudio räumlicher Superlative, wie man es heutzutage kaum noch finden kann. Der knapp 180 Quadratmeter und in der Spitze knapp sieben Höhenmeter messende Aufnahmeraum wird durch zwei weitere akustisch isolierte und ausgebaute Räume mit Sichtverbindung ergänzt, die noch einmal 20 und gut 50 Quadratmeter ‚auf die Waage‘ bringen und nach heutigen Maßstäben allein schon als großzügiges Aufnahmeraumangebot für ein Studio durchgehen würden. Die 60 Quadratmeter messende Regie passt sich dem üppigen Raumangebot an, das von vorneherein auf große musikalische Besetzungen ausgerichtet wurde. Alles in allem erstreckt sich der gesamte Studiokomplex auf über 900 Quadratmeter. So ist es dann auch kein Wunder, wenn nach der Aufnahme 30, 40 Musiker oder Chormitglieder zum Hören in die Regie umziehen. Der weitläufige Aufnahmeraum, in dem ein ausgewachsener Flügel wie ein Spielzeug aussieht, öffnet den Blick in eine inspirierende Hügellandschaft über vier riesige Schallschutzfenster, die auch am Regieplatz einen großzügigen Blick ins Freie gewähren. So lässt es sich arbeiten.

Der ursprünglich aus Norddeutschland stammende Musiker, Toningenieur und Studiobetreiber Raimund Häveker entdeckte schon sehr früh seine Leidenschaft für Chöre und große Besetzungen, für die sich heutzutage kaum noch eine Studioheimat finden lässt. Wie man auf die Idee kommt, in diesen Zeiten ein Studio in ‚Hollywood-Dimensionen‘ zu bauen, warum man überhaupt so viel Platz braucht und welche Hürden bei der Realisierung dieses Mammutprojektes zu nehmen waren, erklärt uns mein Gastgeber, der sich zu meiner Überraschung noch kurz vor einem anstehenden Urlaub auf meine spontane Interview-Idee einließ. Ich hatte durch Zufall in den sozialen Medien von der Existenz der Klangschmiede erfahren und fragte mich, wie ein solches Projekt mehr oder weniger unter Ausschluss der Branchenöffentlichkeit hatte entstehen können. Am Freitag angerufen, am Samstagmorgen ins Auto und auf die A3. So geht langfristige Redaktionsplanung…