Hörtest: Focal ST6 Serie

Eine Palette mit sehr großen und nicht minder schweren Kartons landete sicher in den Haldern Studios, dem bevorzugten Ort des Testgeschehens, wenn das Platzangebot meiner Mastering-Regie nicht ausreicht. Sound Service mit Sitz in Berlin, der deutsche Vertrieb für die Produkte des französischen Herstellers Focal, hatte die neue ST6-Serie von Studiomonitoren komplett an die Spedition übergeben, die aktuell aus zwei Lautsprechermodellen und einem schwergewichtigen Subwoofer besteht. Die ST6-Serie tritt in die Fußstapfen der SM6-Serie und besteht aus den Modellen Twin6, Solo6 und dem mächtigen Sub12-Subwoofer. Zum Einsatz kommen wie immer zahlreiche patentierte Technologien, die Focal-Monitore im vergangenen Jahrzehnt mehr und mehr in die Spitzengruppe des Marktangebotes gehoben haben.

Meine erste Begegnung mit Produkten aus dem Hause Focal liegt schon über fünfzehn Jahre zurück. Zum Test rückte damals die SM11 an, eine massive, schwergewichtige Erscheinung, vollgepackt mit DSP und FIR-Filtern unter externer Software-Kontrolle. Auch schon damals gehörte Focal zu den wenigen Lautsprecherherstellern, die ihre Chassis selbst entwickeln. Eine wesentliche Komponente ist dabei die bewegte Masse, also die Membran. Ihr Gewicht und ihre Steifigkeit sind zwei die Übertragungseigenschaften wesentlich bestimmende Faktoren. Mit Beryllium fand der Hersteller ein Membranmaterial für den Hochtöner, das leichter als Titan oder Aluminium und natürlich auch die üblicherweise verwendeten Gewebematerialien ist. Gleichzeitig ist auch die Steifigkeit um einen nennenswerten Faktor höher. Durch die inverse Wölbung der Membran nach innen wurde eine bessere mechanische Kopplung zwischen Schwingspule und Membran erreicht und damit eine bessere Energieübertragung. Das Ergebnis ist ein Frequenzgang bis etwa 40 kHz mit auffällig hoher Linearität, vor allem an der Grenze des Hörspektrums. Die Konstruktion des Hochtöners zeichnet sich durch eine spezielle Magnetanordnung aus, die ein extrem temperaturbeständiges mit einem sehr leistungsfähigen Material kombiniert. Hier geht es nicht mehr darum, Frequenzen tonal abzubilden, die unser Gehör gar nicht wahrnehmen kann, sondern um die Optimierung des Zeitverhaltens und eine schnellere und ‚tiefere‘ Darstellung von Transienten und Signaldetails. Die Verbesserung gegenüber anderen gängigen Membranmaterialien geht in den Bereich der zweieinhalbfachen Geschwindigkeit, bei gleichzeitig linearer Wiedergabe, erhöhter Darstellungstransparenz und Impulstreue. Nach Ansicht des Herstellers stellt allerdings die Wiedergabe des Bereichs mittlerer Frequenzen die größte Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss ein fließender Übergang in den Bassbereich geschaffen werden, andererseits muss sich der Mitteltöner an die Abstrahlcharakteristik und ‚Beschleunigung‘ des Hochtöners anpassen.