Testbericht: Heritage Herchild 670

Dass ich einen Herchild 670 an meinem Geburtstag auspacke, könnte zu der leider irrigen Annahme führen, ich selbst oder ein anonymer Wohltäter hätte mir zu diesem besonderen Anlass eine Freude bereiten wollen. Die Wahrheit ist, dass ich auch an einem solchen Tag arbeite. Echten Spaß, den ‚Dreizehnkiloklotz‘ aus dem Karton zu holen, hatte ich deshalb trotzdem, denn eine solch massive analoge Erscheinung begegnet auch mir nicht alle Tage. Der in Spanien beheimatete Hersteller Heritage Audio, namentlich der Gründer Peter Rodriguez, ist ein Freund und Bewunderer historischer Gerätekonzepte, von denen er schon zahlreiche raffiniert in die Moderne überführt hat. Mit einer Reproduktion des sagenhaften Fairchild Limiters hatte ich ehrlich gesagt eher nicht gerechnet, denn Gerätschaften von Heritage Audio hatten bisher auch immer einen moderaten bis marktfreundlichen Anschaffungspreis im Auge, wobei ich keine Sekunde am Aufwand zur Wiedergeburt dieses Boliden zweifeln möchte. Eine breite Anwenderschaft wird der Herchild 670 mit einem Preis von 9.999 Euro brutto vermutlich dennoch nicht erreichen, aber zumindest wird der ‚heilige Gral‘ unter den Regelverstärkern damit für die Studios wieder etwas greifbarer. Sparsame Gemüter greifen vielleicht zur Mono-Version Herchild 660, für knapp 6.000 Euro, die zeitgleich auf den Markt gebracht wurde.

‚Herchild‘ ist, wie man sich denken kann, ein zusammengesetztes Wort aus der ersten und zweiten Silbe der beiden Herstellernamen. Die Aussprache schwankt in den Präsentationsvideos je nach sprachlicher Herkunft zwischen ‚Hörtscheild‘ and ‚Härtscheild‘, vielleicht der spanischen Interpretation der korrekten Aussprache von ‚Färtscheild‘ geschuldet. Das Gerätelogo ist jedenfalls designtechnisch auffällig mit einem F überlagert, was uns daran erinnern soll, womit wir es hier zu tun haben. Der Fairchild 670 Limiter ist der berühmteste Regelverstärker der Welt, der inzwischen zu Fantasiepreisen deutlich jenseits der 30.000-Dollar-Marke gehandelt, oder, sagen wir vorsichtiger, angeboten wird, denn ob diese Preise auch wirklich bezahlt werden, lässt sich nicht so ohne Weiteres überprüfen.