Messebericht: Studioszene 2022

Erinnern Sie sich noch an die Studioszene 2019 in Köln? Nach zwei Jahren Pandemiepause in der Messe- und Veranstaltungslandschaft empfindet man die Vor-Corona-Phase fast schon wie ein anderes Zeitalter. Fest steht jedenfalls, dass die Studioszene aufgrund dieser Situation doch so etwas wie einen Neustart hinlegen musste. Der neue Veranstaltungsort, der von Anfang an den 2017 gestarteten Guitar Summit beheimatet, ebnete den Weg für ein im Vergleich zu Köln verbessertes Studioszene-Konzept, was nicht zuletzt auch der durchdachten Infrastruktur des Mannheimer Congress Centers Rosengarten zu verdanken ist. Die Aktivitäten des Workshop- und Vortragsprogramms waren räumlich mit dem Ausstellungsbereich verschmolzen, diverse Diskussionsforen fanden in einem offenen Bühnenbereich statt, der nahtlos in die Ausstellung überging. Das wirkte alles sehr harmonisch und flüssig, wenngleich sich die kleine, aber feine Ausstellung in direkter Konkurrenz zum überaus attraktiven Angebot an Masterclass-Seminaren, Workshops und Diskussionsforen befand. Aus einer etwas positiveren Perspektive betrachtet war die Ausstellung der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung – Treffpunkt und ‚Fantasia-Land‘ für alle Besucher und Gear-Nerds.

Die Studioszene ist ein Branchentreffpunkt für die junge Generation, aber auch Begegnungsstätte für Profis und solche, die gerade auf dem Weg sind, es zu werden. Die Jungen lernen von den Alten, oder die Erfolgreichen helfen den Ambitionierten, könnte man pauschal zusammenfassend sagen, womit auch der Bildungsansatz des Studioszene-Vortragsprogramms ganz gut beschrieben ist. Prominente Producer und Engineers und andere Wissensträger aus dem professionellen Umfeld öffnen ihre Know-how-Schatulle und berichten bereitwillig über Arbeitsweisen, Philosophien, das Zusammenspiel zwischen Musik und Technik, gewähren einen Blick hinter die sprichwörtlichen Kulissen künstlerisch-technischer Zusammenhänge, geben Tipps für den sinnvollen Ausbau eines Studios und referieren über spezielle Themen wie Mikrofonie, immersive Produktion oder Mastering. In drei Sälen und dem offenen Studioszeneforum zündete der Veranstalter an zwei Tagen ein wahres inhaltliches Feuerwerk, das den Besuchern tatsächlich bei den vielen zeitlich überlappenden Themen keine Pause gönnte. Oder anders gesagt, der Besucher musste Prioritäten setzen und sich für das eine oder andere Thema entscheiden. Das klingt ein bisschen nach Luxus und so kann man das auch durchaus verstehen, wenn man im übertragenen Sinne zwischen Kaviar, Pastete und Filetsteak wählen muss. Die Aussteller erlebten dieses üppige Angebot von über 40 Programmeinträgen als eine Art Gezeitenspiel mit wechselnder Ebbe und Flut von Besuchern. Immer dann, wenn eine Masterclass endete, ergossen sich die Teilnehmer in den Ausstellungsbereich. Das mit dem Ergießen muss man sich allerdings nicht wie eine Völkerwanderung vorstellen, denn der Veranstalter vermeldete insgesamt 460 Besucher, die sich auf den Weg zur Studioszene gemacht hatten. Ich muss gestehen, dass mich meine Branche da doch ein bisschen enttäuscht. Wo bleibt der Enthusiasmus? Was ist los mit den Leuten aus der Homerecording-Szene? Am YouTube-Beobachtungsstand festgewachsen? Sind das die nachhaltigen Symptome der ‚Wir-bleiben-zu-Hause‘-Strategie aus den beiden Pandemie-Jahren? Es muss wohl etwas in der Art sein, denn mehr und spannenderes Programm als das der Studioszene kann man kaum in zwei Tage hineinpacken. Auch in der Ausstellung fehlten ein paar wichtige Marken und Firmennamen, die ich eigentlich im Zusammenhang mit der klar umrissenen Zielgruppe in Mannheim erwartet hätte. Das Organisationsteam hätte meiner Meinung nach mehr ‚Anerkennung durch Anwesenheit‘ auf der Besucher- und Ausstellerseite verdient. Zögern und Skepsis sind sicherlich keine guten Berater, eine Veranstaltung zu bewerten, die unsere kleine Branche wirklich braucht, im Angesicht des ‚Frankfurter Scheiterns‘. Meine persönlichen Hoffnungen gehen ehrlich gesagt noch ein Stück weiter, mit einer Studioszene, die Profis und Homerecordern langfristig eine gemeinsame Plattform der Begegnung bietet. Nun, das kann ja noch werden. Auch die Partnerveranstaltung Guitar Summit brauchte immerhin drei Termine ab 2017, um sich erfolgreich mit inzwischen fulminanten Besucherzahlen zu etablieren.