Story: Der neue THS Ü2

Der Crash kam mit Ansage: Fahrer und offensichtlich auch Fahrzeug müde nach der Rückfahrt aus Österreich, verlor unser Ü2 ‚Bläuling‘ auf der A3 kurz vor der Ausfahrt Limburg-Diez beide Zwillingsreifen hinten rechts durch gleich sechs kapitale Bolzenbrüche, wie sich hinterher herausstellte. Zwar gab es nur Sachschaden, aber noch einmal möchte ich so etwas nicht erleben. Mit Mühe konnte ich den Wagen durch Lenkausgleich stabilisieren und nach etwa hundert Metern leicht schlingernd auf dem Standstreifen zum Halten bringen. Einen Reifen mit Felge fanden wir später in der Böschung, der zweite ‚überholte‘ uns und verursachte einen weiteren Unfall dreihundert Meter voraus. Auch hier Glück im Unglück. Nur Sachschaden. Ich hatte schon vorher dieses Rubbeln und Schlagen gespürt, schob es aber auf die mit Warnschild ausgewiesene schlechte LKW-Spur auf der A3. Hätte ich doch nur auf meine Frau gehört (sollten Tonmeister öfters), die dieses Geräusch schon länger bemerkte und mich warnte… ‚ach was, das ist der Straßenbelag…‘

Ich wollte einfach nur nach Hause. Das blaue Auto ist Baujahr 1983 und ehemaliger Ausbildungswagen der SRT in Nürnberg. Sein besonderes Merkmal ist die perfekt konstruierte schwingende Kofferhülle, bestehend aus mehreren dünnen Lagen von Folienabsorbern. Damals vom BR und Fraunhofer Institut entworfen und baulich umgesetzt. Und so genial klingt auch immer noch diese fahrende Regie! Nach der Ausmusterung erwarb 2005 Uli Apel das Fahrzeug und verkaufte es mir 2009. Mit der kompetenten Hilfe von Sebastian Struck überholten wir die Koffer-Regie und – wie schnell vergeht die Zeit – zwölf Jahre war er für das THS-Studio am Start und erlebte mit uns viele spannende Produktionen. Stets zuverlässig, kein Murren – er sprang schon an, wenn ich nur mit dem Zündschlüssel winkte. Ja – ein Selbstzünder, Motor luftgekühlt, eigentlich unkaputtbar – eigentlich. Vielleicht war der Hochtannberg-Pass in Österreich mit zwölf Prozent Steigung und engen Kehren die Ursache, dass die Reibung der Zwillingsreifen die Radmuttern löste? Jedenfalls wurde uns Tage später nach der nächtlichen Bergungsaktion klar, dass die Tage des Bläulings gezählt waren, zumindest, was das Fahrgestell angeht. Durch den Aufprall von Achse und Bremstrommel auf den Asphalt bekam die Bremstrommel einen Riss und die ortsansässige Iveco-Werkstatt ließ uns wissen, dass eine Reparatur wegen nicht mehr erhältlicher Teile aussichtslos sei. Vernünftig denkende Menschen (dazu gehören Tonmeister leider nicht immer) würden jetzt sagen: Es war eine schöne kreative Zeit, der Tonkutscher Holger ist 72 und zudem rentenberechtigt (welch hässliches Wort) und deshalb: das wars – das Innenleben des Bläulings mit dem Tascam M700, der kompletten 5.1 Regie, den analogen Schätzchen und dem ebenso unkaputtbaren Lemo-Steckfeld wäre noch für den Abverkauf in Ebay-Kleinanzeigen oder Reverb eine Art ‚Traueranzeige‘ wert…?