Interview: Flow Studios, Axel Reinemer

Eine Auswirkung der Corona-Pandemie war sicher, dass sich die Situation für Tonstudios wieder einmal drastisch verändert hat. Musiker und Produzenten konnten nicht mehr gemeinsam arbeiten und so entstanden wahrscheinlich so viele Heimarbeitsplätze wie nie zuvor in der Vergangenheit. Für manche sicher nur aus Lust am Hobby, für andere aber ein wichtiger Lebensmittelpunkt für die Arbeit an neuer Musik und die Unterstützung des eigenen Lebensunterhalts durch Livestreams und ähnliche Konzepte. Man kann es gut oder schlecht sehen, aber es gibt keinen Zweifel, die Welt der Musikproduktion hat sich verändert. Natürlich werden Studios dadurch nicht obsolet. Aber der vor Jahren begonnene Trend zu kleinen Kreativzellen, in erster Linie als Arbeitsplatz einzelner Personen, hat sich noch einmal enorm beschleunigt. Dem Rechnung zu tragen, ist für Studiobetreiber nicht leicht, denn egal, was man probiert, am Ende schneidet man sich doch immer ins eigene Fleisch. Oder nicht? Axel Reinemer, Betreiber des Jazzanova Recording Studios (JRS) in Berlin, hat mit den Flow Studios nun seine eigene Idee davon umgesetzt, wie man Musiker wieder ins Studio bekommen könnte.

Die neuen Räume der Flow Studios befinden sich direkt in der Etage unter dem JRS, in der sich bis zum Januar 2020 das Berliner Tonstudio AudioCue Tonlabor befand. Damals erreichte uns die Nachricht, dass der Toningenieur und Betreiber Rainer Robben plötzlich verstorben war. Sein Studio war über die Berliner Szene hinaus bekannt und der Verlust für die Berliner Szene groß. Glücklicherweise entschied sich der Hausbesitzer dafür, die Räume an ein Konzept weiterzugeben, welches eine ähnliche Nutzung wie bisher ermöglichen sollte. Diese Entscheidung ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich, schließlich kann man sich mit attraktivem Gewerberaum in guter Lage in Berlin heute eine goldene Nase verdienen. Für Axel Reinemer war der Zuschlag ein Segen, denn damit wurde nicht nur sein neues Konzept der Flow Studios ermöglicht, sondern darüber hinaus auch der Betrieb seines JRS Tonstudios in der Etage darüber gesichert. Die beiden Studiobetreiber Axel Reinemer und Rainer Robben hatten sich nämlich in der Vergangenheit gut miteinander arrangiert und Zeiten für besonders laute Aufnahmesession gegenseitig abgestimmt. Trotz hoher akustischer Trennung wäre ein Weiterbetrieb über privatem Wohnraum sicher problematisch geworden. Und auch eine Lösung mit weiteren Tonstudiobetreibern hätte es zumindest nicht einfacher gemacht, die jeweiligen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Für Axel Reinemer ein Grund All-In zu gehen und seine Zukunft mit JRS und den neuen Flow Studios zu gestalten. Ein sicherlich nicht einfaches Unterfangen und dann kam auch noch die Corona-Katastrophe über uns.