Testbericht: HOFA IQ Transient

Die Technologie der Transientenformung feiert in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag, denn 1998 stellte der deutsche Hersteller SPL mit dem Transient Designer das erste (analoge) Gerät für eine kreative, verblüffend einfache Bearbeitung des Ansprechens und Ausklingens von Signalen vor, vornehmlich von perkussiven, impulshaften Signalen, wie sie zum Beispiel ein Schlagzeug liefert. Aber auch die Beat-Programmierer und Sample-Akrobaten könnten ohne diese Gestaltungsmöglichkeiten inzwischen kaum noch auskommen, die von zahlreichen Anbietern als Gerät oder Plug-In auf den Markt gebracht wurden. Die Grundidee der Transientenbearbeitung basiert auf der Teilung eines Audiosignals in eine Ansprech- (den eigentlichen Impuls) und eine Ausklingphase, die beide separat im Pegel verändert werden können. Ruben Tilgner entwickelte die Idee einer Hüllkurven-Differenz-Technologie und legte damit den Grundstein für den SPL Transient Designer 2, dem wenig später eine vierkanalige Variante folgte, ebenfalls in einem 1HE-19-Zoll Gehäuse. Die Aufteilung eines Audiosignals in zwei zeitliche Abschnitte gelang im Transient Designer durch den Einsatz von vier Hüllkurven-Folgern (Envelope Follower), zwei für Attack und zwei für Sustain, die das Signal mit unterschiedlicher Integrationszeit detektieren. Das daraus jeweils gebildete Differenzsignal, das hier zunächst die Attackphase repräsentiert, dient als Steuersignal für einen VCA, der die separierte Ansprech- oder Impulsphase des Signals verstärken oder abschwächen kann. Ähnlich funktioniert auch die Erkennung der Ausschwingphase (Sustain): Das aus der Differenz abgeleitete Steuersignal dient der Anhebung oder Absenkung des Ausklangs.

Seither gab es zahlreiche Nachahmer dieses Prinzips, die alle nicht den von SPL geschützten Begriff ‚Transient Designer‘ benutzen durften und dürfen, was zahlreiche Wortschöpfungen wie ‚Transmodder‘, ‚Transient Modulator‘, ‚Trans-X‘, ‚Transient Shaper‘ oder ‚Transient Master‘ hervorbrachte. Selbst Ruben Tilgner, der Vater des Verfahrens, daselbst Mitbegründer und Inhaber der deutschen Analogschmiede elysia, nannte sein eigenes Erzeugnis ‚nvelope‘, das um die Funktion einer bandbegrenzten Bearbeitung erweitert wurde, unter Beibehaltung der wirklich kinderleichten, ‚parameterlosen‘ Bedienung. Mit ‚IQ Transient‘ meldet sich nun ein weiterer Bewerber zu Wort. Das deutsche Unternehmen HOFA (House Of Audio), das sich in gleich fünf Geschäftsbereichen, Recording, Mixing und Mastering (HOFA-Studios, Tonträgerproduktion (HOFA-Media), Ausbildung (HOFA-College), modulare Akustik (HOFA-Akustik) und Audio-Software (HOFA-Plugins), engagiert, stellte mit seinem neuen Plug-In einen sehr leistungsstarken ‚Transienten-Former‘ vor, der den ursprünglichen Gedanken einer absolut simplen Bedienung zunächst einmal aufgibt, ohne natürlich dem Anwender das Leben schwer machen zu wollen, sondern, um die Spielwiese rund um die Beeinflussung perkussiver Signalanteile deutlich weiter zu fassen. Welche technologische Grundlage auf Software-Ebene verfolgt wird, um die Signalerkennung umzusetzen, ist im Gesamtzusammenhang nicht weiter von Bedeutung. Viel wichtiger ist, wieviel zusätzliche Funktionalität in das neue Plug-In Einzug gehalten hat, die der Nutzung des prinzipiellen Verfahrens zu breiterem Spielraum und mehr Kreativität verhilft.