Hintergrund: Schlagzeugsound
Wer ein akustisches Schlagzeug nur von Abbildungen auf VST-Instrumenten kennt und nicht vorhat, jemals ein echtes Schlagzeug aufzunehmen, der möge bitte weiterblättern, hier gibt es nichts zu sehen. Aber wer durch dieses Tal der Tränen gegangen ist, man kann es nicht pathetisch genug ausdrücken, der weiß, wie schwierig es ist, ein akustisches Schlagzeug aufzunehmen oder zu mischen. Das liegt nicht nur an der Komplexität der Aufnahme mit ihren vielen Mikrofonen und unzähligen Möglichkeiten, sie zu platzieren, verschiedenen stereofonen Aufnahmetechniken, Raummikrofonen, Einzelmikrofonen und deren Kombinationen. Nein, es liegt daran, dass das Schlagzeug meistens einfach nicht gut klingt. Und das liegt in der Regel nicht am Material, außer bei den Becken, sondern an den oft zu alten Fellen und deren schlechter Stimmung. Die Felle und deren Stimmung machen 68,8 % des Sounds aus! Das Schlagfell wird angeschlagen, das Resonanzfell wird in Resonanz gebracht und das ganze System liefert mit nur etwa 21,6 % Kesselanteil den Gesamtsound.
Dass nur die wenigsten Menschen, professionelle Schlagzeuger eingeschlossen, eine Ahnung davon haben, wie sich ein Schlagzeugsound zusammensetzt und wie man ihn bewusst gestalten kann, liegt daran, dass dieses Wissen an keiner Hochschule der Welt, geschweige denn an normalen Musikschulen gelehrt wird. Es sich selbst anzueignen, ist ob der Komplexität nahezu unmöglich. Die vielen Arten von Fellen, ihre Kombinationen und Stimmungen, ergeben unendlich viele Möglichkeiten, die wie ein chaotisches System wirken und kaum Rückschlüsse auf grundlegende Wirkmechanismen zulassen. All die Bücher, DVDs und YouTube-Videos haben mich nicht weitergebracht und so tappte ich etwa 15 Jahre lang im Dunkeln und war kurz davor zu resignieren, wie übrigens fast jeder, der sich mit dem Thema Drumsound beschäftigt. Doch dann habe ich einen ganztägigen Einzelworkshop bei Udo Masshoff gebucht, einem der wenigen Drum-Techs in Deutschland, der ein funktionierendes System hat und das nötige Basiswissen vermitteln kann. Erst dadurch war es mir möglich, gezielt Erfahrungen zu sammeln und selbst zu einem guten Drum-Tech zu werden. Daher möchte ich Ihnen hier ein paar Grundlagen zu diesem Thema näherbringen, ohne die guter Drumsound kaum zu erreichen ist. Das Stimmen eines Schlagzeugs ist eigentlich kein Hexenwerk. Aber auch wenn man das richtige Wissen vermittelt bekommt, braucht man natürlich ein gewisses Talent, ein gutes Gehör, Geduld und etwas Gefühl. Übung macht den Meister, also nicht zu schnell aufgeben.