Testbericht: Tone Projects Bundle

Nur ganz zufällig lief mir das Plug-In ‚Basslane Pro‘ durch eine Erwähnung auf Facebook über den Weg, was zunächst einmal beweist, dass soziale Medien bisweilen auch nützlich sein können. In meinem Fall bescherte mir der Zufall allerdings gleich drei konzeptionell außergewöhnliche Plug-Ins des in Kopenhagen ansässigen Softwareherstellers Tone Projects, der schon seit fast zwanzig Jahren Audiosoftware im Premiumsegment entwickelt. Der Kopf hinter den drei hier vorgestellten Plug-Ins ist Tone-Projects-Inhaber und Chefdenker Rune Lund-Hermansen, der sich mit einer Gruppe von talentierten und erfahrenen Toningenieuren umgibt, die ihm in der Betatest-Phase helfen, Programmierfehler aufzustöbern, Konzept und Funktionalität zu evaluieren und natürlich den Sound final ‚abzuschmecken‘. Rune spezialisierte sich im Bereich der digitalen Produktentwicklung, ist aber auch ein Computer-Soundbastler par excellence, der schon mit dem C64 an eigener Musik arbeitete, jedoch sehr früh feststellte, dass es ihm mehr Freude bereitete, die Produktionswerkzeuge zu perfektionieren, als Musik damit zu produzieren.

Basslane Pro ist ein konzeptionell sehr raffinierter Tiefton-Prozessor, mit dem sich die Stereobreite beziehungsweise Korrelation des Bereichs tiefer Frequenzen gezielt kontrollieren lässt, entweder, um für bestimmte Prozesse wie den Vinylschnitt eine Mono-Kompatibilität herzustellen, gestalterisch auf den klanglichen Ebene mit ‚dreidimensionalen‘ Tiefen kreativ zu werden oder aber die Basswiedergabe auf verschiedenen Wiedergabesystemen zu optimieren. Dank einer Bearbeitung mit linearphasigen Filtern kann das Stereobild im Tiefton- und Tiefmittenbereich sehr präzise eingestellt werden, für eine stabile Phantommitte der fundamentalen Frequenzregister, die durch oft bei der M/S-Bearbeitung abhandengekommene Tieffrequenzanteile aus dem S-Kanal ergänzt werden können. Mehr noch lassen sich aus dem Tieftonbereich gezielt Obertonstrukturen generieren, die das Bassfundament breit und plastisch erscheinen lassen, obwohl nur Vielfache der unteren Register im Stereobild verteilt werden. Unisum, der zweite Kandidat aus dem hier präsentierten Software-Bundle, ist der ungekrönte Komplexitätsweltmeister unter den Mastering-Kompressoren. Hinter dem augenscheinlich ‚einfachen‘ Breitband-Regelkonzept verbirgt sich ein extrem aufwändiger Muliband-Detektor-Steuermechanismus, mit dem der Toningenieur in einzigartiger Weise auf der Frequenz-, Pegel- und Zeitebene Einfluss nehmen kann. Das schlägt alles, was ich bisher in Sachen Regelverstärker in die Finger bekommen habe. Dennoch dominiert hier nicht die Technik den musikalischen Ansatz. Der Dritte im Bunde schließlich ist der Kelvin Tone Shaper, ein zweistufiger Sättigungsprozessor, dessen Bearbeitungsstufen in Serie, parallel oder im M/S-Modus eingesetzt werden können. Jede Sättigungsstufe bietet ein großes Angebot an verschiedenen ‚Modellen‘ (Röhre, Übertrager, Diode etc.), die in einen zweistufig angelegten, umfangreich ausgestatteten EQ arbeiten, mit dem frequenzselektive Sättigung vor der Bearbeitung und Klangbearbeitung nach der Sättigung vorgenommen werden kann. Auch dieses Plug-In ist mit einigen Raffinessen ausgestattet, mit denen wir uns näher beschäftigen wollen. Es gibt also viel zu tun. Einmal tief Luft holen und los geht es…