Hörtest: Neumann M 49 V

Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum Mikrofone aus den 50er und 60er Jahren bis heute diese schwärmerische Verehrung genießen, obwohl die aktuelle Mikrofontechnik in jeder Hinsicht innovativer und präziser sein dürfte. Die Entwicklungsingenieure aus dieser Zeit verfügten über nur eingeschränkte Mittel, was im Übrigen auch für die nicht minder verehrten Gerätschaften aus der gleichen Epoche gilt. Mikrofon-Modelling-Systeme werben mit Emulationen, die eine 47, 67 oder 49 in ihrer Bezeichnung tragen, Plug-Ins werden deshalb gekauft, weil sie angeblich ein historisches, analoges Vorbild minutiös nachbilden. Um die Antwort auf die anfangs gestellte Frage zu erhalten, muss man eigentlich nur hinhören und erleben, was diese alten Mikrofone und Geräte tun. Die meisten Hersteller dieser magischen, historischen Klangvorlagen existieren heute leider nicht mehr, aber es gibt glücklicherweise Ausnahmen. Eine davon sitzt in Berlin, die Georg Neumann GmbH, die bereits vor rund sieben Jahren begann, ausgesuchte Klassiker aus ihrer eigenen Vergangenheit neu aufzulegen.

Den Start bildete 2015 das U 47 fet, das erstmals 1969 vorgestellt wurde und damit fast noch als ‚zeitgenössisch‘ durchgeht. 2018 kehrte das U 67 (Erstvorstellung 1960) unter großem Applaus des Marktes in das Neumann-Portfolio zurück und nun ganz aktuell das M 49, das anno 1951 das Licht der Welt erblickte. Auch wenn es selbstverständlich erscheinen mag, dass ein Hersteller seine eigenen Produkte perfekt nachbauen können sollte, bedarf es doch großer Anstrengungen, dies 45, 60 oder gar 70 Jahre später zu tun. Unserer Redaktion bot sich die einmalige Gelegenheit, ein aktuelles Vorserienmodell M 49 mit einem historischen Referenzmuster M 49 c im Studio zu vergleichen, noch vor der offiziellen Produkteinführung.