Interview: Presswerk intakt!

Musikstreaming hat den Markt völlig auf den Kopf gestellt. Der Besitz von Musik scheint im Angesicht der Verbreitung von Streaming-Diensten wie Tidal, Spotify oder sogar einfach nur YouTube völlig in den Hintergrund getreten zu sein. Wer kauft sich heute schon noch Musik und wenn, dann in iTunes oder vielleicht Bandcamp, aber auf jeden Fall digital. Oder? Nicht ganz, denn ein sehr klassisches Medium feiert in diesem Jahr 75. Geburtstag und seit Jahren Umsatzrekorde (zumindest, wenn man sie mit denen aus der Herrschaftszeit der CD vergleicht): die Schallplatte. Die LP, von Liebhabern gern einfach Vinyl genannt, scheint der perfekte Gegenentwurf zum Streaming zu sein: entschleunigt, haptisch wahrnehmbar und etwas zum Sammeln. Kein Wunder also, dass das Vinyl einen Ruf als ‚Genussmedium‘ gewonnen hat. Ist es der Sound? Sicher nicht, auch wenn uns die Hifi-Hersteller dies gern einreden wollen. Viel mehr erklärt es wohl dieser Moment, in dem man eine Platte aus der Hülle zieht, die Nadel aufsetzt und sich im hektischen Alltag endlich ein paar Minuten Zeit nimmt, um bewusst etwas Musik zu genießen. Vinyl ist beliebt – aber wie wird es eigentlich hergestellt? Während der Schnitt vielleicht einigen noch im Alltag begegnet oder zum fachlichen Interessengebiet gehört, werden die wenigstens schon mal ein Presswerk von innen gesehen haben. Das wollten wir gern ändern und haben dem Presswerk intakt! in Berlin einen Besuch abgestattet.

Manchmal spielt einfach Glück mit, dass man ein tolles Interview bekommt. Durch Zufall ergab es sich auf der Superbooth im Mai, dass ich Max Gössler kennenlernte, der vor einigen Jahren das Presswerk intakt! neu gegründet hatte. Einige Wochen später stand ich zum Gespräch bei ihm in der Firma, die ihren Sitz in Berlin-Lankwitz, in einer Industriehalle im Hinterhof gefunden hat. Als ich auf den Hof fahre, fallen mir als erstes riesige Materialsäcke voller Kunststoffgranulat auf. So beginnt es also; dies ist der Stoff aus dem Musikträume gepresst werden.