Hörtest: Sony MDR-MV1

Heutige Generationen werden mit der Marke Sony vermutlich am ehesten die Playstation verbinden. Jedoch gab es auch Zeiten, in denen das japanische Unternehmen zu den Pionieren und absoluten Technologieführern im Bereich der professionellen Audiotechnik gehörte. Das erste professionelle Audioprodukt wurde bereits im Jahre 1958 vorgestellt – das C-37A, heute ein begehrter Mikrofon-Klassiker, ebenso wie das C-38B aus 1970. Weitaus bekannter dürfte aber das C-800G sein, dessen auffälligstes Merkmal der außen sichtbare Kühlkörper für die Röhre ist. Seit 1992 ist dieses Kondensator-Mikrofon in den Köpfen der Audiogourmets fest verankert. Die Gelegenheit, den spannenden Pro-Audio-Teil der Geschichte dieses heute weltweit in vielen Geschäftsbereichen erfolgreichen Unternehmens zu skizzieren, ist einfach zu günstig, obwohl es in diesem Testbericht um einen, sogar recht preiswerten, Kopfhörer für den professionellen Studioeinsatz geht, den MDR-MV1.

Der erste Digitalprozessor von Sony, der PCM-F1 mit AD/DA, eigentlich vorgestellt für den Consumer-Markt im Jahre 1977, sorgte für schnelles Interesse an digitaler Aufzeichnungstechnologie im Pro-Segment und nutzte einen NTSC Betamax-Videorecorder als Aufzeichnungsmedium. RTW erkannte das Interesse der Studios und sogar der Rundfunkanstalten an dieser Entwicklung und baute in passendem Design ein Interface, das die Funktionen des PCM-F1 für Studio-Anwendungen erweiterte, die Anpassung der Ein-/Ausgänge des PCM-F1 an symmetrische +6-dBm-Anschlusstechnik ermöglichte, digitale Direktkopien auf den professionellen Sony-Processor 1610 erlaubte und als Netzteil für zwei portable Sony Betamax Videorecorder SL-2000 NTSC diente. Mit dem PCM-1600 folgte eine professionelle Variante von Sony, die nur ein Jahr später auf den Markt kam und mit einem professionellen U-Matic-Videorecorder als Aufzeichnungsgerät kombiniert wurde, also noch vor der CD-Vorstellung in 1982. Die Mastering-Prozessoren PCM-1610 (1980) und PCM-1630 (1985) galten als marktführend und alternativlos bei der CD-Produktion. 1982 ging auch die erste digitale 24-Spur-Maschine von Sony in Serie, die PCM-3324, später in 1989 kam die PCM-3348 48-Spur-Maschine, beide mit 16 Bit Wortbreite und 44.1 oder 48 kHz Abtastrate. Den Abschluss dieser Modellreihe bildete die PCM-3348 HR mit höherer 24 Bit Auflösung. Sony musste sich den Markt mit Maschinen des PD-Formates (Pro Digi) teilen (Mitsubishi und Otari), während sich zum Beispiel Studer und Tascam dem Sony DASH-Format (Digital Audio Stationary Head) anschlossen. ‚Zwischendurch‘ kaufte Sony den seinerzeit extrem erfolgreichen, amerikanischen Hersteller von Mischpulten und Bandmaschinen MCI, dessen Produktportfolio schnell aus dem Blickfeld des Marktes verschwand, aber Sony-gelabelte Produkte wie das MXP-3000 Analogmischpult und die analoge APR-24 2-Zoll-Mehrspurmaschine hervorbrachte. Sony gilt auch als Erfinder des DAT-Recorders, der eigentlich als ‚Begleit-Format‘ für die CD im Bereich der Heimanwendung gedacht war. Dort gescheitert, begann eine Erfolgsgeschichte des R-DAT-Formats in der professionellen Audiotechnik als Ersatz für deutlich kostspieligere analoge und auch digitale Mastermaschinen. Zu den heute berühmten Hardware-Entwicklungen bei Hallgeräten zählen die beiden Nachhallprozessoren DRE-2000 (1981) und DRE-S777 (1999, Faltungsmaschine). Den Abschluss unserer kleinen historischen Reise bilden die Mischpulte OXF-R3, als Oxford-Konsole bekannt, heute vor allem wegen der Sonnox-Plug-Ins (1996) und der 2001 präsentierte, kompakte Ableger, das DMX-R100.