Testbericht: Neold Wunderlich
Besonders in jüngster Zeit ziert sich das Plug-In-Angebot mit ‚Sättigungsgeneratoren‘ aller Art, für Anwender, die sich auf der Suche nach dem gewissen analogen ‚Etwas‘ befinden. In den meisten Fällen bekommt man eine vom Hersteller individuell abgestimmte Form von Klirrprodukten geboten, die in verschiedenen Geschmacksrichtungen als gerad- und ungeradzahlige Harmonische dem Originalsignal beigemischt werden. Auch ich bin dem Ruf derartiger Angebote aus Neugier des Öfteren gefolgt, aber fast immer ernüchtert bis enttäuscht worden, denn die Mehrzahl dieser Plug-Ins kann ihre vollmundigen Versprechen analoger ‚Klangdimensionen‘ nicht halten. Oft ist der generierte Klangcharakter sehr statisch, oft wird er grob übertrieben, aber selten passiert etwas wirklich Außergewöhnliches oder Magisches, wie man es von analogen Gerätschaften kennt. Nun bin ich in der glücklichen Lage, eine hübsche Sammlung analoger Geräte in meinem Studio zur Verfügung zu haben, so dass die Suche nach Plug-Ins eher einer Erweiterung meiner Möglichkeiten gleichkommt. Jedoch stelle auch ich fest, dass in den meisten Fällen etwas fehlt, was diese Plug-Ins auf Augenhöhe mit analogen Originalen bringt.
Für die reinen In-the-Box-User sind Plug-Ins dieser Gattung die einzige Option, klangliche Eigenschaften beziehungsweise Artefakte der Analogtechnik gestalterisch nutzen zu können. Auch, wenn sich nur in selteneren Fällen die erhoffte ‚magische‘ Wirkung einstellt, zeigen die wenigen Beispiele, dass es geht und analoger Sound für rechnerbasierte Systeme möglich ist. Scheinbar haben aber nur wenige Anbieter den Dreh wirklich raus. Die deutsche Plug-In-Manufaktur Neold hat sich der Aufgabe gestellt, genau das zu liefern, wovon hier die ganze Zeit die Rede ist. Mit ‚Wunderlich‘ wurde nun das sechste Plug-In vorgestellt, das analoge Technik in die digitale Domäne übertragen soll. Bisher hatte Neold in keinem Fall den Mund zu voll genommen und richtig abgeliefert, so dass ich neugierig war, welche exotischen Gewürze ‚Wunderlich‘ als ‚Mojo-Channelstrip‘ ins Regal stellt.