Testbericht: Neold U17 und U2A

Einem der wahrscheinlich berühmtesten Toningenieure der Welt Bruce Swedien wird die Aussage ‚Compression is for kids‘ nachgesagt. Die Umstände dieser abwertenden Aussage sind wichtig für dessen Verständnis, entstand sie doch aus einer Perspektive heraus, in der er die Popmusik für ihn in einem Sound der Hyper-Kompression unterzugehen drohte. Dies hat viel mit Geschmack, Zeitgeist, technischen Möglichkeiten und Herangehensweisen zu tun und nicht damit, dass er Kompression generell ablehnen wollte. Das wäre auch töricht, denn schließlich sind die meisten seiner größten Produktionserfolge unter Zuhilfenahme von unzähligen Dynamikwerkzeugen entstanden, die heute zu den gesuchten Klassikern gehören. Einer davon ist der Optokompressor LA-2A. Weil er durch seine Röhrenschaltung teuer und wartungsintensiv ist, haben bereits zahlreiche Hersteller versucht ihn digital zu emulieren. Die deutsche Plug-In-Schmiede Neold wagt diesen Versuch nun ebenfalls, erweitert die Emulation aber um zahlreiche moderne Zusatzfunktionen und nennt sie U2A. Damit folgt der neue Neold-Kompressor dem im letzten Jahr vorgestellten U17, bei dem es sich ebenfalls um die Emulation eines Vorbilds mit deutlich erweiterten Möglichkeiten handelt. Beide wollen wir uns detailliert anschauen und erfahren, ob die Welt wirklich noch zwei weitere Software-Kompressoren brauchte oder ob sie doch ‚for kids‘ sind…

Die Plug-Ins des Herstellers sind Teil der Plugin Alliance und werden über deren Web-Shop und System vertrieben. Sie können ohne Abo-Modell gekauft und somit dauerhaft lizenziert werden. Die Installation kann entweder einzeln erfolgen, ober bequem über den sogenannten Installation Manager, über den sich sämtliche erworbenen Plugin Alliance-Produkte bequem auf dem Rechner installieren und registrieren lassen. Als Formate stehen VST2, VST3, AAX und AU (nur Mac) zur Verfügung. Apple Betriebssysteme werden ab macOS Version 10.11, Windows ab Version 8 offiziell unterstützt. Ob ältere Systeme, wie Windows 7, trotzdem funktionieren, haben wir nicht geprüft. Beide Plug-Ins sind mit einem 32-stufigen Undo/Redo und vier direkt über die GUI steuerbaren Presets ausgestattet. Diese Funktionen beziehen sich immer nur auf die jeweilige Instanz des Plug-Ins. So können zum Beispiel verschiedene Einstellungen direkt miteinander verglichen werden. Ein grundlegendes Preset-Management ist nicht vorgesehen, hierfür kann die entsprechende Funktion der Workstation genutzt werden. Die Plug-Ins sind trotz ihrer Vintage-Anmutung gut bedienbar, allerdings haben wir die Möglichkeit vermisst, Parameterwerte direkt eintippen zu können. Die Größe der Bedienoberfläche kann dreistufig skaliert werden, allerdings gab es hier unter Nuendo 12 auf Windows Fehler bei der Darstellung des Plug-In-Rahmens, wenn ‚Immer im Vordergrund‘ angewählt wird. Nicht schlimm, denn durch einfaches Schließen und wieder Öffnen der Oberfläche sofort zu beheben.